Thibaut, Anfang zwanzig, lebt auf einem Bauernhof mit seiner aus Frankreich stammenden Großmutter. Als er eines Abends von einem Sommerfest kommt, wird er Zeuge einer Vergewaltigung. Er rettet die junge Frau, Sophie, aus dieser Situation und nimmt sie mit zu sich nach Hause.Als sie ein paar Wochen später verschwindet, sucht er sie überall, findet sie nach Monaten schließlich - und erfährt, dass sie in der Zwischenzeit von einem anderen Mann schwanger geworden ist. Dennoch hofft er auf einen Neuanfang, er will Sophie halten, schützen, begreifen.Doch in dem Nest, das er für sie erschafft, lässt sie sich nicht halten. Es ist eine ihrer Affären, die Thibaut schließlich veranlasst, sich endgültig von ihr zu trennen.Jahre später, Thibaut ist inzwischen verheiratet und selbst Vater geworden, will Sophie ihn wiedersehen. Die bevorstehende Begegnung wirbelt nicht nur längst Vergangenes in ihm auf, sie stellt auch sein bisheriges Leben in Frage.
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„Er stellte sich vor, dass dies alles Lebenslinien waren, jeder Mensch hatte in dem Muster seine eigene, kürzere oder längere, gerade oder gewundene Lebenslinie, und sie begegneten sich auf unterschiedlichste Weise. […] Die Zeit lag als unsichtbare Linie auf dem Boden, und jeder Mensch hatte eine solche Linie, einen Faden, dem er folgte, ohne es zu wissen.“ (E-Book, S. 30)
Im Rahmen einer spontanen Leserunde habe ich die Novelle „Flugfedern“ der Autorin Simone Regina Adams entdeckt. Und – was soll ich sagen? Es könnte zu einem der Jahreshighlights werden, auch wenn das Jahr erst einen Monat alt ist und noch viele Bücher entdeckt werden wollen
Selten habe ich auf 160 gedruckten bzw. 92 E-Book-Seiten eine atmosphärisch dichtere Geschichte gelesen. Auf den ersten Blick ist es eine (tragische) Liebesgeschichte. Auf den zweiten (tieferen) Blick ist es jedoch eine tragische Lebensgeschichte und das Psychogramm des Protagonisten Thibaut.
Der schlägt einen Vergewaltiger in die Flucht, verliebt sich in die Frau (Sophie), nimmt sie bei sich auf – hier beginnt ein Kreislauf von erfüllter und unerfüllter Liebe. Wie die ganze Sache endet, sei hier natürlich nicht verraten, aber spannender ist eh das, was die Autorin der Leserschaft über Thibaut erzählt und nicht erzählt. Vieles bleibt unter dem Mantel der poetisch-lyrischen Sprache verdeckt, manches trifft offen zu Tage und am Ende – ja, was hat man am Ende? Eine über weite Strecken sprachlich brillante Novelle.
Ein Buch, was förmlich danach schreit, öfter gelesen zu werden – was auf Grund der Kürze nicht wirklich schwierig ist bzw. sein sollte.
Also, von mir gibt es eine ganz klare Leseempfehlung!
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