Holt, Colorado, ist die Art Kleinstadt, in der jeder schon im Voraus weiß, was der andere so macht. Auf gewisse Weise trifft das auch auf dieses Buch zu. Viel Spannung in der Handlung gibt es nicht; man kann jede Wendung schon lange im Voraus erkennen. Es ist der bis ins kleinste Detail perfekte Dialog, umhüllt von einer Prosa, die zwar direkt, aber dennoch reich an Einzelheiten ist, der Flüchtiges Glück so besonders macht: der Blick aus dem Autofenster, der eine Frau zeigt, die ihren weißen Schoßhund an einem Stück Geschenkband spazieren führt, die an die Kreide der Dorfschule erinnernde Gesichtsblässe einer Mutter, der Geruch von Heu und von Mist, das wechselnde Licht der Prärie. Auch die größeren Fragen des Romans werden in mundgerechten Stücken serviert. Wird Guthrie endlich Liebe erfahren? Wird Victoria mit dem Vater ihres Kindes davonlaufen? Werden die McPhersons lernen, eine Unterhaltung zu führen? Aber in diesem Fall ist das Ganze weitaus größer als die Summe seiner Einzelteile.
Flüchtiges Glück gelingt es, nichts Geringeres als eine ganze Welt einzufangen, mit all den Einzelheiten, die dazu gehören. Kent Haruf besitzt eine hervorragende Beobachtungsgabe sowie die Fähigkeit, das Einfache komplex zu gestalten. --Mary ParkKaufen
Das Buch erzählt alltägliche Ereignisse aus dem Leben der Bewohner von Holt: Victoria, die schwangere, verlassene Schülerin, Guthrie, der von seiner Frau verlassen wird, Ike und Bobby, seine Söhne, die Wärme und nähe bei ihren Nachbarn suchen, die Brüder Mc Pheron, die versuchen, die Eintönigkeit ihres Lebens zu überwinden. Es geht um das Wagnis, sich auf Beziehungen zu anderen Menschen einzulassen, um das Wagnis, Verantwortung zu übernehmen. Maggie Jones, ebenfalls Lehrerin, übernimmt den Versuch, diese Menschen zu verbinden. Die Episoden fließen dahin wie die "rolling hills" der Prärie, ohne große Dramatik, aber dennoch nicht ohne Spannung. Die Sprache ist lakonisch, aber dicht; subtil transportiert Haruf die Gefühle, die die Figuren nicht offen aussprechen können. Ein ruhiges Buch, das mich positiv gestimmt entlässt; ein offenes Ende mit einer positiven Tendenz, aber ohne kitschig zu sein. Von Kent Haruf will ich mehr lesen.