Rezension Rezension (5/5*) zu Fleishman steckt in Schwierigkeiten: Roman von Taffy Brodesser-Akner.

ulrikerabe

Bekanntes Mitglied
14. August 2017
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Wien
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In Schwierigkeiten


Toby Fleishman ist frisch geschieden. Seine Ex-Frau Rachel deponiert eines Nachts ihre gemeinsamen Kinder - den achtjährigen Solly und die elfjährige Rachel – einfach in Tobys Appartment und verschwindet für mehrere Tage. Dabei war Toby gerade so gut dabei sein neues Leben als Single zu genießen. Es macht ihm mächtig Schwierigkeiten, seinen verantwortungsvollen Beruf als Arzt, die Kinderbetreuung und seine neu aufkeimende Libido unter Kontrolle zu halten.

„Fleishman steckt in Schwierigkeiten“ ist der erste Roman der amerikanischen Journalistin und Autorin Taffy Brodesser-Akner, die in den USA vor allem für ihre Starportraits diverser Hollywood Celebrities bekannt. Mit ihrem Debutroman hat sie ein amüsantes, scharfsinnig beobachtetes Abbild der modernen, leistungsorientierten Wohlstandsgewinner gezeichnet und lotet zwischenmenschliche Beziehungen in allen möglichen Facetten aus.

„Irgendetwas stimmt nicht. Ich stecke in Schwierigkeiten. Das musst er jeden Morgen aufs Neue abschütteln. Er sagte sich, dass es heilsam und angemessen war und dass es der natürlichen Ordnung entsprach. Sie sollte nicht mehr neben ihm liegen. Sie sollte in einer anderen schöneren Wohnung sein.“


Im Hause Fleishman hatte wohl während der Ehezeit immer Rachel die Hosen an und vor allem war sie es, die das große Geld hereinbrachte. Während Toby mit seinem Posten als Leberspezialist in einer New Yorker Klinik zufrieden ist, stellte Rachel ihre Karriere und ihr Bestreben dem Lebensstil der Upper East Side zu entsprechen immer vor die Familie. So zumindest ist es Tobys Sichtweise.
Erst sehr viel später im Buch lernen wir Rachel auf ihre Weise kennen, und dieses Bild zeigt uns eine verletzliche und verletzte Rachel. Fragt man Paare wie sie sich kennengelernt haben und Ex-Paare, wie sie sich getrennt haben, wir werden wohl immer zwei verschieden Geschichten erzählt bekommen. Es ist Libby Epstein, eine Freundin aus Tobys Studientagen, die beide Geschichten zu hören bekommt, Libby Epstein die sich erst nach einigen Seiten des Buches als Ich-Erzählerin in den Roman hineinreklamiert.

Ja, Toby steckt in Schwierigkeiten, weil sein neurotisches und bürgerliches Weltbild ins Schwanken gerät. Weil Frauen sich plötzlich nicht mehr nach Plan verhalten, nicht seine Ex-Frau, nicht die pubertierende Tochter, nicht die unverbindlichen Dates.

Wenn die Welt plötzlich am Kopf steht – wie die New Yorker Skyline am Cover des Buches – dann nützt ein gelegentlicher Perspektivenwechsel. Taffy Brodesser-Akner schafft diese Verschiebung mit Bravour.