Rezension Rezension (5/5*) zu Feßmann von Maik, Gerecke.

kingofmusic

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30. Oktober 2018
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Eindrückliche Erzählung über die Nachwirkungen von Mobbing

Maik Gerecke ist mir schon in den zwei Anthologien („Zerschlagen“ und „*innen – Frauengeschichten“) des VHV-Verlags positiv aufgefallen. Darum war ich erfreut, als ich im Verlagsprogramm die Vorankündigung einer Novelle von ihm entdeckte.

Nun, mit „Feßmann“ (so der Titel) ist Maik Gerecke eine (Fazit vorab) eindrückliche Erzählung gelungen, die das Gestern ins Heute holt und zeigt, wie aktuell das Thema "Mobbing" immer noch ist!

Der Ich-Erzähler erzählt den Leser*innen in Rückblenden die Geschichte eines, nun ja, ungewöhnlichen Amoklaufs mit noch ungewöhnlicherer Munition und wie es dazu kommen konnte. Der titelgebende Fabian Feßmann wird von allen an seiner Schule, die mitten in einem (im wahrsten Sinne des Wortes) rückwärtsgewandten kleinen Ort irgendwo in Deutschland steht, gehänselt und gemobbt. „Der Neue“ (der Ich-Erzähler) will sich daran nicht beteiligen; er ist der Meinung „[…] keiner hat es verdient, so behandelt zu werden. Auch der schrullige Fabian Feßmann nicht.“ (S. 63). Darum versucht er, Fabian „ins Boot zu holen“, sich mit ihm anzufreunden, was ihm zumindest auch zeitweise gelingt – nur um dann selbst zum „nächsten“ Hassobjekt der Schule zu werden.

Maik Gerecke zeigt eindrucksvoll, was Mobbing bewirkt, lässt den Ich-Erzähler sich fragen, wie es (ob bewusst gewollt oder „nur mitgemacht, weil es jeder macht“ – beides ist unmenschlich) entsteht („Wer ist schuld an all den Fabians, den Hitlers, Stalins und Trumps? Waren wir nicht wachsam genug? Zu sehr mit uns selbst beschäftigt? Vielleicht ist unsere Kultur zu keinem Zeitpunkt ihrer Entwicklung jemals erwachsen gewesen.“ (S. 110)) – das alles (zum Teil) in der Sprache des heutigen Gestern und mit hinter den schwarzen Buchstaben versteckten Humor sowie der Verbeugung vor kultigen Science-Fiction-Serien.

Wie immer im VHV-Verlag ist auch dieses Büchlein hochwertig gestaltet mit viel Liebe zum Detail.

Glasklare Leseempfehlung!

©kingofmusic


 

kingofmusic

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Was du immer für Bücher auftust....
Da habe ich oft nix von gehört (Was natürlich nicht heißen muss).
Feine Rezension. Gewohnt gut:p:D
Danke. Der VHV-Verlag ist einer meiner Lieblingsverlage. Es ist eine Herzensangelegenheit für mich, diesen Verlag zu unterstützen. Ich habe die Verlagsleiterin persönlich kennengelernt, als ich mal in Berlin bei einer Kafkaausstellung war und seitdem sind wir im regelmäßigen Kontakt. Victoria steckt eine Menge Herzblut in ihre Bücher und Veröffentlichungen. Ich überlege gerade, ob ich ein Wanderbuch aus Feßmann mache...:cool:
 

SuPro

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Eindrückliche Erzählung über die Nachwirkungen von Mobbing


Maik Gerecke ist mir schon in den zwei Anthologien („Zerschlagen“ und „*innen – Frauengeschichten“) des VHV-Verlags positiv aufgefallen. Darum war ich erfreut, als ich im Verlagsprogramm die Vorankündigung einer Novelle von ihm entdeckte.

Nun, mit „Feßmann“ (so der Titel) ist Maik Gerecke eine (Fazit vorab) eindrückliche Erzählung gelungen, die das Gestern ins Heute holt und zeigt, wie aktuell das Thema "Mobbing" immer noch ist!

Der Ich-Erzähler erzählt den Leser*innen in Rückblenden die Geschichte eines, nun ja, ungewöhnlichen Amoklaufs mit noch ungewöhnlicherer Munition und wie es dazu kommen konnte. Der titelgebende Fabian Feßmann wird von allen an seiner Schule, die mitten in einem (im wahrsten Sinne des Wortes) rückwärtsgewandten kleinen Ort irgendwo in Deutschland steht, gehänselt und gemobbt. „Der Neue“ (der Ich-Erzähler) will sich daran nicht beteiligen; er ist der Meinung „[…] keiner hat es verdient, so behandelt zu werden. Auch der schrullige Fabian Feßmann nicht.“ (S. 63). Darum versucht er, Fabian „ins Boot zu holen“, sich mit ihm anzufreunden, was ihm zumindest auch zeitweise gelingt – nur um dann selbst zum „nächsten“ Hassobjekt der Schule zu werden.

Maik Gerecke zeigt eindrucksvoll, was Mobbing bewirkt, lässt den Ich-Erzähler sich fragen, wie es (ob bewusst gewollt oder „nur mitgemacht, weil es jeder macht“ – beides ist unmenschlich) entsteht („Wer ist schuld an all den Fabians, den Hitlers, Stalins und Trumps? Waren wir nicht wachsam genug? Zu sehr mit uns selbst beschäftigt? Vielleicht ist unsere Kultur zu keinem Zeitpunkt ihrer Entwicklung jemals erwachsen gewesen.“ (S. 110)) – das alles (zum Teil) in der Sprache des heutigen Gestern und mit hinter den schwarzen Buchstaben versteckten Humor sowie der Verbeugung vor kultigen Science-Fiction-Serien.

Wie immer im VHV-Verlag ist auch dieses Büchlein hochwertig gestaltet mit viel Liebe zum Detail.

Glasklare Leseempfehlung!

©kingofmusic



...wow, das klingt interessant. Bin aber skeptisch, ob ich es lesen soll, weil mir die Thematik mit ihren ernsten und leidvollen Auswirkungen fast tgl in der Praxis begegnet. Und da bin ich denn etwas in Sorge, dass sich die Lektüre nicht wie Freizeit anfühlt...
 

kingofmusic

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...wow, das klingt interessant. Bin aber skeptisch, ob ich es lesen soll, weil mir die Thematik mit ihren ernsten und leidvollen Auswirkungen fast tgl in der Praxis begegnet. Und da bin ich denn etwas in Sorge, dass sich die Lektüre nicht wie Freizeit anfühlt...
Obwohl mich gerade DANN das Urteil einer Expertin interessieren würde. Die Lektüre nimmt auch nicht viel Zeit in Anspruch; es sind nur gut 120 Seiten. Überleg es dir in Ruhe. Heute Nachmittag eröffne ich den Thread bei den Wanderbüchern :cool:.