Rezension (5/5*) zu Feind des Volkes: Max Hellers letzter Fall von Frank Goldammer

Bibliomarie

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10. September 2015
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Buchinformationen und Rezensionen zu Feind des Volkes: Max Hellers letzter Fall von Frank Goldammer
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Leider der letzte Band

Max Heller muss in seinem letzten Fall in Dresden einen Doppelmord aufklären. Wie schon früher macht er bei den Ermittlungen die Erfahrung, dass die Polizeiführung gern ein schnelles Ergebnis ohne großes Aufsehen möchte. Sein neuer Chef Appelt ist sehr linientreu und als sich hier ein Verdächtiger mit mentalen Defiziten findet, ist das der ideale Täter. Zumal sich der Mann durch die Verhöre so unter Druck gesetzt fühlt, dass er gesteht um seine Ruhe zu haben.

Heller hätte gerne noch andere Spuren untersucht, aber das passt der Führung nicht und er wird in den Innendienst versetzt. Jetzt kurz vor seiner Pensionierung hält er still, die Lebenssituation ist immer schwieriger geworden. Es gibt deutliche Anzeichen, dass Heller überwacht und abgehört wird.

Doch dann meldet sich nach zwei Jahren der wahre Täter bei Heller und kündigt neue Morde an, so muss er wieder aktiv werden und dies unter ständiger Beobachtung und deutlicher Ausgrenzung.

Die politische Lage der DDR im Jahre 1961 ist so fragil, wie noch nie. Die Staatsführung will der Massenflucht etwas entgegensetzen. Wir wissen, dass es der Bau der Mauer war, aber Heller nimmt nur die zunehmende Unruhe der Partei wahr, für Personen wie ihn, die auf ihrer Meinung bestehen und kein SED Mitglied sind, werden die Zeiten rauer.

Ich habe alle Bände von Goldammers großartiger Krimi-Serie gelesen. Nicht nur, weil sie spannend sind, sondern weil ich sie auch als Zeitdokument der jungen DDR gelesen habe. Es beginnt unmittelbar nach dem Krieg, als die „Zone“ noch unter sowjetischer Verwaltung stand und die Hoffnungen auf einen eigenen Staat noch sehr jung waren. Alle Figuren werden vom Autor sehr lebensecht dargestellt und das macht den zeitgeschichtlichen Hintergrund besonders erlebbar.

Die Figur des Max Heller, der sich nicht den Nazis beugen wollte und der zunehmend merkt, dass im neuen Staat die Freiheit anders interpretiert wird, sich aber trotzdem nicht gleichschalten lassen möchte, ist beeindruckend. Er ist ein loyaler Beamter, der aber sein Umfeld kritisch sieht. Es geht ihm dabei nicht nur um die Knappheit in fast allen Dingen des täglichen Bedarfs, sondern um die fehlende echte Demokratie. Sein Sohn Klaus, als aktiver Mitarbeiter der Staatssicherheit ist ihm längst entfremdet. Seine Frau möchte zu ihrem jüngeren Sohn Erwin in die Bundesrepublik ausreisen, vor allem als spürbar wird, dass ein Studium für Tochter Anni nahezu aussichtslos ist. Der Zwiespalt zwischen Heimatliebe und Freizügigkeit zerreißt Heller fast.

Das ist ein großartiger und gelungener Abschluss für diese Reihe.