Rezension Rezension (5/5*) zu Evil Games von Angela Marsons

Mikka Liest

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14. Februar 2015
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Hilter am Teutoburger Wald
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Buchinformationen und Rezensionen zu Evil Games – Wer ist ohne Schuld? von Angela Marsons
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Großartige Dynamik zwischen Protagonistin und Antagonistin

Dies ist der zweite Band der Reihe, die Rezension könnte daher Spoiler für den ersten Band enthalten.

Originalität

Dieser Krimi ist vom Aufbau her mal etwas Anderes: nicht nur, dass zwei Fälle gibt, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben – in einem der Fälle ist dem Leser schnell klar, wer da hinter den Kulissen sein perfides Spiel treibt, und DI Kim Stone braucht dafür ebenfalls nicht lange. Und das ist vollkommen ok, denn die Autorin bricht ohnehin aus dem üblichen Krimi-Schema “Mord – Ermittlung – Falsche Fährte – Aufklärung – Showdown -Happy End” aus.

Spannung

Viele Szenen sind aus Sicht der Antagonistin geschrieben, so dass sich dem Leser nach dem ‘Wer?’ auch rasch das ‘Warum?’ erschließt. Die Spannung ergibt sich in meinen Augen daher nicht aus der Aufklärung der Fälle, sondern aus dem mentalen Zweikampf zweier Menschen, die beide in gewisser Weise extreme Persönlichkeiten sind.

Charaktere

Detective Kim Stone ist zornig, taktlos, ungeduldig, schonungslos ehrlich – und oft nur einen Schritt entfernt vom Abgrund. Ihre Persönlichkeit hat Stacheln und Widerhaken, und doch ist sie keine unsympathische Protagonistin, denn sie hat einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und vertritt die Interessen der Opfer ohne Rücksicht auf ihre Karriere oder ihr eigenes Wohl. Obwohl ihre Kindheit sie ohne Zweifel traumatisiert hat, ist sie mehr als nur eine weitere Reinkarnation des emotional verwundeten Ermittlers.

Die anderen Charaktere verblassen zum Teil ein wenig hinter Kims Persönlichkeit – aber in diesem zweiten Band steht ihr mit der Antagonistin eine Art verzerrtes Spiegelbild gegenüber: hochintelligent, entschlossen, kompromisslos, in gewissem Sinne außerhalb normaler zwischenmenschlicher Konventionen. Aber im Gegensatz zu Kim hat ihre Gegnerin gelernt, ihr Charisma als Schutzschild und Waffe einzusetzen.

Schreibstil

Angela Marsons schreibt intelligent und präzise, baut ohne Pathos dramatische Spannung auf und kann auch mit einer Protagonistin, die wenig Sinn hat für das Zwischenmenschliche, Nähe zu den Charakteren herstellen.

| FAZIT |

Ein Mann wird ermordet. Eine Frau gesteht. Doch hinter den Kulissen scheint jemand sie benutzt zu haben wie eine Marionette. Die Widersacherin ist schnell entlarvt – aber damit fängt das Spiel erst an…

Mit Detective Kim Stone und Dr. Alexandra Thorn stehen sich zwei großartige Charaktere gegenüber, die zwei Seiten der gleichen Medaille sein könnten, und so wird aus der Aufklärung schnell ein sehr persönliches Duell. Die Spannung bleibt dabei durchgehend auf einem hohen Level.