Rezension Rezension (5/5*) zu Ein Mann der Kunst von Kristof Magnusson.

RuLeka

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30. Januar 2018
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Buchinformationen und Rezensionen zu Ein Mann der Kunst von  Kristof Magnusson
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Satirischer Blick auf den Kulturbetrieb

Der deutsch-isländische Schriftsteller Kristof Magnusson hat ursprünglich Kirchenmusik studiert, mittlerweile aber einige beachtenswerte Bücher geschrieben. Eines führte in die Welt der Investmentbanker und spielte während der Finanzkrise von 2008 ( „ Das war ich nicht“); ein anderes beschäftigte sich mit dem deutschen Gesundheitssystem am Beispiel einer Notfallstation ( „Arztroman“ ). In seinem neuesten Roman „ Ein Mann der Kunst“ geht es um den Kulturbetrieb und um den Zusammenprall von Künstler und Kunstliebhaber.
Im Zentrum des Romans steht der weltberühmte Maler KD Pratz, einer, der wesentlich die Kunst der letzten Jahrzehnte geprägt hat: „ ...detailverliebter als Gerhard Richter..., archaischer als Anselm Kiefer und expressiver als Georg Baselitz.“
Nun ist er Mitte Sechzig und lebt schon einige Jahre völlig zurückgezogen auf einer Burg am Rhein. Von hier schaut er voller Verachtung auf die Welt da unten. Alles Neue, Moderne ist ihm zutiefst zuwider; Besucher empfängt er keine.
Ausgerechnet ihm will das Museum Wendevogel in Frankfurt ein eigenes Museum schaffen, in dem ausschließlich Werke von ihm zu sehen sind. Möglich geworden ist der Anbau durch ein großzügiges Erbe. Gelder von Bund und Land wurden schon zugesagt; nun muss nur noch der Förderverein des Museums zustimmen. Hier gibt es große Bewunderer des Malerfürsten, aber auch andere, die dessen Werk und Persönlichkeit ablehnend gegenüberstehen. Um auch diese zu überzeugen, organisiert der Leiter des Museums eine kleine Bildungsreise in den Rheingau und als Höhepunkt einen Besuch beim Künstler auf dessen Burg und sogar Einblick in seine Werkstatt. Allerdings läuft einiges schief auf dieser Reise.
Der Maler erweist sich als noch schwieriger als befürchtet, er provoziert mit seinen Reden und stößt die Kunstliebhaber vor den Kopf. Die Emotionen kochen hoch.
Sehr zum Vergnügen des Lesers.
Kristof Magnusson hat einen spöttischen, aber trotzdem liebevollen Blick auf seine Protagonisten. Nicht nur der große Künstler ist ihm gut gelungen, auch der Förderkreis ist überzeugend porträtiert. Hier findet sich das typische Bildungsbürgertum, allesamt älter und meist gut betucht. Da gibt es das pensionierte Pfarrer-Ehepaar, das oft gegenteiliger Meinung ist. Dann die Vorsitzende des Vereins,Ingeborg, Psychologin und zeitlebens Fan von KD Pratz. Sie ist außerdem die Mutter des Ich- Erzählers, dem Architekten Constantin Marx, der als Außenstehender versucht, zwischen den beiden Seiten zu vermitteln. Nicht fehlen darf der reiche Gönner, ein millionenschwerer Fabrikant, von Ingeborg nur „ das Einstecktuch“ genannt.
Dazu gesellen sich der am Höheren gescheiterte Kurator, der ständig bemüht ist, das Unheil abzuwenden und seine überqualifizierte Assistentin.
Kristof Magnusson kennt das Milieu und ist ein genauer Beobachter. Er wirft einen satirischen Blick auf den gesamten Kunstbetrieb und stellt gleichzeitig die Frage, was Kunst ist und was sie bewirkt. Die Figuren sind zwar alle leicht überzeichnet, trotzdem meint man sie zu kennen. Kluge und witzige Dialoge sorgen für weitere Lesefreude.
„ Ein Mann der Kunst“ ist ein äußerst unterhaltsamer Einblick in den Kulturbetrieb, für mich ein wahres Lesevergnügen.

 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Eines führte in die Welt der Investmentbanker und spielte während der Finanzkrise von 2008 ( „ Das war ich nicht“);
Das Buch hatte mir auch sehr gut gefallen, ebenfalls der Arztroman.
In dieses habe ich hinein gelesen und es war überhaupt nicht meins. So sarkastisch, ironisch....
Schön, wenn es für dich ein Genuss war!
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Das Buch hatte mir auch sehr gut gefallen, ebenfalls der Arztroman.
In dieses habe ich hinein gelesen und es war überhaupt nicht meins. So sarkastisch, ironisch....
Schön, wenn es für dich ein Genuss war!
So hat halt jeder seine Vorlieben. Ich gehe selbst gerne in Kunstausstellungen, allein deshalb machte mir de Roman Spaß.