Rezension (5/5*) zu Die Schwarze Rosa von Birgit Rabisch

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28. Oktober 2018
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Wienerin auf Rügen
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Vielschichtig, interessant, lesenswert

„Sie begann sich für die verwickelten politischen Fragen zu interessieren, las die national ausgerichteten Zeitungen, die Paul ihr empfahl, und verstand immer besser, worüber er redete.“ (Zitat Seite 117)

Inhalt
Die Enkelin studiert schon in Hamburg, als ihre Großmutter 1975 stirbt. Doch erst zwölf Jahre später, nach dem Tod des Großvaters, findet sie im Familienstammbuch überraschende Daten und einen Zeitungsartikel über den Prozess gegen Paul Schulz. Sie erfährt, dass ihre geliebte Großmutter, bei der sie aufgewachsen ist, vor vielen Jahren mit Paul Schulz verlobt war und sie beginnt zu recherchieren. Die historischen Quellen werden die Grundlage für diesen fiktiven Roman. Es ist die Geschichte von Röschen, geboren 1899 als viertes Kind einer armen Weberfamilie in einem kleinen Dorf im Selketal. Als Deutsche gesucht werden, die bereit sind, in die deutsche Ostprovinz zu ziehen, übersiedelt die Familie 1910 nach Posen, wo der Vater Landwirt wird und aus Röschen, nun elf Jahre alt, Rosa. Doch 1920 gehört Posen zu Polen, sie werden vertrieben und in Rosa beginnt der Hass auf die Polen zu wachsen. Am 19. April 1921, an ihrem zweiundzwanzigsten Geburtstag, lernt sie den Oberleutnant Paul Schulz kennen und lieben. So beginnt sie, sich für Politik zu interessieren. Paul Schulz ist der Organisator der Schwarzen Reichswehr und Rosa unterstützt ihn. Für den Herbst 1923 wird ein Putsch vorbereitet, der bewaffnete Marsch auf Berlin soll am 1. Oktober 1923 erfolgen.

Thema und Genre
In diesem Roman mit realem geschichtlichem Hintergrund geht es um die wirtschaftlich katastrophale Lage in Deutschland in diesen Jahren nach dem Ersten Weltkrieg, die Situation der Menschen in der Weimarer Republik am Beispiel der Familie Klapproth, die unterschiedlichen politischen Ziele, die Hintergründe für das Erstarken des Rechtsnationalen Lagers.

Charaktere
Die einzelnen Personen sind einfühlsam geschildert und der geschichtliche Kontext bleibt der Realität entsprechend gewahrt, während die privaten Beziehungen, die persönlichen Erlebnisse und ergänzenden Geschichten frei erfunden sind.

Handlung und Schreibstil
Die Geschichte wird chronologisch erzählt, sie beginnt mit Rosas Geburt und endet mit der Reichstagswahl 1930. Im Mittelpunkt steht Rosa Krause, geb. Klapproth, eine intelligente, wissbegierige Frau, die durch die Erlebnisse ihrer Kindheit und Jugend geprägt wird. Damit verbunden sind die Geschicke der Familie Klapproth, im Besonderen das Leben ihres Bruders Erich und die Taten und Fememorde der Schwarzen Reichswehr unter dem Kommando von Paul Schulz.

Fazit
Dieser Roman ist eine einfühlsame, packende Geschichte, die am Beispiel eines Frauenlebens und der Geschichte einer Familie die politische Lage in der Weimarer Republik schildert. Die genau recherchierten Fakten über das Leben der Menschen in dieser Zeit, die politischen Hintergründe und die Schwarze Reichswehr zeigen auf, wie auf dieser Basis die Nationalsozialisten so rasch erstarken konnten. Ein vielschichtiger, sehr interessanter, wichtiger Roman.