Rezension Rezension (5/5*) zu Die Parade: Roman von Dave Eggers.

Emswashed

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9. Mai 2020
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Buchinformationen und Rezensionen zu Die Parade: Roman von Dave Eggers
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Kleines Buch mit großer Botschaft

Für eine Parade des Präsidenten, in einem vom Bürgerkrieg geschüttelten Land, wird eine neue Straße gebaut. Sie verbindet den armen Süden mit dem reichen Norden und endet vor den Toren der Hauptstadt. 2 anonyme Arbeiter aus dem Ausland sollen sie mit einer hochmodernen Teermaschine fertigstellen. Vier und Neun, so nennen sie sich. Niemand soll wissen, wer sie sind, woher sie kommen, umgekehrt ist auch jeglicher Kontakt ihrerseits zu den Einheimischen nicht gewünscht.

Vier hält sich an die Vorgaben seiner Firma und konzentriert sich auf seine Aufgabe, die Straße in 10 Tagen zu teeren. Neun ist das komplette Gegenteil von Vier und stürzt sich vom ersten Tag an, in die Abenteuer, die die Bevölkerung zu bieten hat: Frauen und Essen. Bald schon ist er kein zuverlässiger Partner mehr für Vier, der sich erst darüber ärgert, dann versucht die Situation zu ignorieren, schließlich aber gezwungen ist, Neun Hilfe zu leisten.

Die Zeit drängt, wichtige Hilfsmittel sind verschwunden und schließlich lässt auch Vier alle Vorsicht fallen, um Neun das Leben zu retten.

Wie schon in "Der größte Kapitän aller Zeiten" die parodierte Hauptperson nie wirklich genannt wird, wird auch in dieser Parabel weder das beschriebene Land, noch der Kontinent erwähnt. Beim Lesen habe ich mir den Sudan in Afrika vorgestellt, wohl auch, weil sich Eggers mit "Weit gegangen" in mein Leserherz zurück geschrieben hat und die Landschaft und die politische Situation sich sehr gut auf diese Geschichte übertragen lassen.

Trotz aller Verfremdung von Personen und Ortschaften, habe ich mich voll und ganz auf die zwei Arbeiter einlassen, Viers Ärger nachvollziehen und Neuns Helfer- und Abenteuersyndrom verstehen können. Ich hegte gleiches Misstrauen gegen die Einheimischen und versuchte logistische Strategien zu entwickeln, war also voll und ganz in der Geschichte... bis mich die letzte Seite unsanft aus diesem Geplänkel riss.

Aus dem toten Winkel heraus, schoss dieses doch so folgerichtige Ende an mir vorbei, mitten in meine rosa Wattewolke und erinnerte mich daran: Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht. Eine einprägsame Geschichte, eine Botschaft und viel Nachdenkpotential.