Rezension Rezension (5/5*) zu Die Kuh kennt keinen Galgen von Gunthers, Bernd.

Barbara62

Bekanntes Mitglied
19. März 2020
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49
Baden-Württemberg
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Die Vergangenheit ist nie vorbei

2019 hatte ich viel Spaß mit dem Hohenloher Krimi-Debüt von Bernd Gunthers, Die Kuh kennt keinen Feiertag, bei dem Lokalkolorit, Sprachwitz und Krimihandlung auf originelle Art zusammenfanden. Der zweite Band, Die Kuh kennt keinen Galgen, gefiel mir nun sogar noch besser, stilistisch und aufgrund der Rückblenden in eine weit zurückliegende Vergangenheit.

Man muss den Vorgängerband zum Verständnis nicht gelesen haben, aber mich freute es, den sympathischen alten Bekannten wieder zu begegnen: der resoluten Landwirtin Milka Mayr mit dem Riecher für Kriminalfälle, ihrem Freund, dem Schwäbisch Haller Kriminalhauptkommissar Paul Eichert, dem pensionierten Kreisjägermeister Sebastian Wild mit seinem Deutsch Kurzhaar und dem Kunsthistoriker Professor Lothar Ebert mit seinem Hang zu ausschweifenden Vorträgen.

Milka Mayr, die Frau mit dem Mordsinstinkt
Kaum hat Milka ihren Jagdschein erworben und nimmt als Treiberführerin an einer Drückjagd an der Sauklinge, westlich von Dörrenzimmern, teil, kommt auch schon ein Teilnehmer ums Leben. Unfall oder Mord? Adolph Nagel, 64 Jahre alt und mittelständischer Unternehmer im Bereich Metallverarbeitung, war beruflich erfolgreich und ein typischer schwäbischer Tüftler, galt im zwischenmenschlichen Bereich jedoch als ausgesprochen schwierig. Weder seine Frau Sabine noch sein Bruder Richard zeigen echte Trauer und ein Mitbewerber bezichtigte ihn gar des Erfindungsdiebstahls. Wer Milka Mayr kennt, weiß, dass sie unter diesen Bedingungen nicht zu halten ist, auch wenn ihr Freund Paul damit seine liebe Not hat:

„Milkas unbändiger Drang sich einzumischen, dabei auch vor kritischen Alleingängen nicht zurückschreckend, brachte ihn in einen permanenten und schier unlösbaren Widerstreit mit seinen Vorschriften.“

Zupass kommt Milka, dass sie inzwischen von der Stallarbeit entbunden ist. Ihre Bürotätigkeit sowie die Planungen für den Hofladen, das Hoffest und den Online-Vertrieb lassen ihr mehr zeitliche Freiheit, sehr zum Verdruss ihres Vaters. Paul dagegen muss neidlos anerkennen, dass Milka wieder einmal den richtigen Riecher hat. Viel Arbeit gibt es für die beiden, denn Adolph Nagel bleibt bei weitem nicht das einzige Opfer in diesem immer verzwickter erscheinenden Fall, der schließlich so weit in die Hohenloher Historie zurückführt, dass auch Professor Ebert wieder zum Einsatz kommt...

Mehr als ein Krimi
Zusätzliche Spannung erzeugen kurze Abschnitte aus der Ich-Perspektive eines rätselhaften Täters und Milkas halsbrecherische Aktionen, bei denen Paul immer wieder rettend eingreifen muss. Doch nicht nur die komplexe Krimihandlung hat mir sehr gut gefallen, auch der regionale Bezug zu Schwäbisch Hall und der Umgebung – genannt seien hier stellvertretend das Kloster Großcomburg oder die Burgruine Hohenrechberg bei Schwäbisch Gmünd – ist wieder bestens gelungen. Aber nicht nur hier zeigt der Autor sein Talent für genaue Beschreibungen, auch die äußere und innere Charakterisierung der Personen gelingt ihm wieder so gut, dass das Geschehen wie in einem Film vor mir ablief. Und natürlich kommt auch die Küche wieder nicht zu kurz. Hatten es mir im ersten Band die Alblinsen im Ochsen in Geifertshofen angetan, so möchte ich nun unbedingt das Café Ableitner in Schwäbisch Hall kennenlernen. Ob ich beides schaffe, bevor hoffentlich bald Band drei erscheint?

 
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