Rezension (5/5*) zu Die Kriegerin: Roman von Helene Bukowski

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Buchinformationen und Rezensionen zu Die Kriegerin: Roman von Helene Bukowski
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Traumata und die Folgen

Ja, was soll ich sagen. Auch mit ihrem neuen Buch, "Die Kriegerin" hat mich Helene Bukowski wieder erreicht. Denn diese intensive Schreibe, die mich ja schon bei Helene Bukowskis ersten Buch "Milchzähne" so gefesselt hatte, kehrt auch bei ihrem zweiten Roman "Die Kriegerin" wieder. Helene Bukowski wirft in ihrem Buch "Die Kriegerin" einen Blick auf ein intensives Aufeinandertreffen von 2 Frauen, ebenso wie dieses Buch auch ein tiefgründiger Blick auf das Leben mit Traumata ist und erzeugt in mir eine Stimmung, die mich das Buch wie in einem Sog inhalieren ließ.
Traumatische Erfahrungen bestimmen diese beiden Frauen und beide reagieren auf diese Erfahrungen. Doch wie reagieren sie, die eine, Lisbeth, flieht vor dem Zuviel, was sie erdrückt, was sie triggert, was sie blühen lässt, bzw. ihre Haut blühen lässt. Und dabei begeht sie den Fauxpas, den eine Frau begehen kann, sie verlässt ihr eigenes Kind. Dies wird die Leserschaft sicherlich triggern. Hut ab vor Helene Bukowski dieses Thema im Buch anzusprechen. Mich hat dieses Verhalten nicht getriggert. Ich wollte eher wissen, warum Lisbeth macht, was sie macht, ohne Lisbeth zu verurteilen. Und Helene Bukowski dröselt natürlich die Ursachen auf, auch wenn man schon etwas psychologisches Verständnis braucht, um diese Reaktion des Charakters Lisbeth vollkommen zu verstehen.
Als Lisbeth vor ihrem sie erdrückenden Zuhause in den Bungalow an der Ostsee flieht, der früher in der Kindheit Urlaubsziel war, begegnet ihr durch einen Zufall die Kriegerin wieder. Früher in der Grundausbildung in der Bundeswehr lernten sich beide Frauen kennen, sie näherten sich aneinander an, eine Freundschaft entstand, vielleicht auch mehr, ein traumatisches Geschehen reißt sie aber wieder auseinander. Denn ihre unterschiedlichen Reaktionen auf das Trauma trennen sie wieder. Jetzt, viele Jahre später treffen sie zufällig wieder aufeinander, reden miteinander über das zwischenzeitlich Geschehene, bemerken die Veränderungen aneinander, verzweifeln aneinander, trennen sich, treffen sich. Das Leben tobt. Lisbeth und die Kriegerin oder Florentine versuchen einander/das Handeln der Anderen und auch das eigene Handeln zu verstehen. Beide tragen ihre Traumata, beide versuchen damit zu überleben, dabei gelingt es Helene Bukowski schon beinahe irgendwie spielerisch und leicht diese tiefgreifende Thematik auszuzeichnen. Ihre Blicke auf die verletzten Gestalten sitzen und zeichnen messerscharf die Psychogramme der beiden Frauen und lassen die Thematik der Traumata, aber auch einen feministischen Ansatz durch die Geschichte schwingen. Ein intensives Buch, ein nachhallendes Buch, ein Buch, welches die Leserschaft beschäftigt. Und ein Buch, dem ich viele Leser wünsche. Helene Bukowski ist eine Autorin, der ich viele Leser wünsche, denn ihre Bücher haben für mich genau die richtige Intensität, die ein Nachdenken über das Gelesene erzwingt und ein Nachhallen erzeugt.

 
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