Rezension (5/5*) zu Die Kreuzzüge von Jonathan Riley-Smith

Matzbach

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31. Januar 2020
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OWL
Grundsolide

Jonathan Riley-Smiths "Die Kreuzzüge" ist nicht die erste und vielleicht auch nicht die letzte Darstellung dieses Aspekts der mittelalterlichen Geschichte, die ich gelesen habe. Ich halte sie für grundsolide, aber sie kommt nicht an der schon als Klassiker zu bezeichnenden "Geschichte der Kreuzzüge" von Steven Runciman heran, auch nicht an modernere Monographie "Die Kreuzzüge" von Thomas Asbridge. Diese beiden Darstellungen widmen sich ausführlich und sehr detailreich den "bewaffneten Wallfahrten" ins heilige Land und enden dementsprechend mit dem Fall von Akkon, dem letzten europäischen Vorposten in Pälastina. Das wird natürlich auch bei Riley-Smith angesprochen, aber etwas knapper und grüßzügiger. Dafür liegen die Stärken aber woanders. Riley -Smith fasst den Krezugsbegriff sowohl inhaltlich als auch zeitlich weiter, sodass auch innereuropäische Kreuzzüge, wie etwa die gegen die Katharer, die Stedinger oder die Hussiten angesprchen werden, zudem erläutert er intensiv die sich ändernde Haltung der katholischen Kirche zur Frage der Legitimität von Gewalt. Und er zeigt auf, dass die Idee des Kreuzzuges nicht mit dem Mittelalter vorbei war. Die Auseinandersetzungen der ost und südosteuropäischen Staaten mit dem Osmanischen Reich in der frühen Neuzeit sind ebenso Beweis dafür wie religiös motivierte Begründungen aus der Zeit des Imperialismus. Und zu guter letzt geht er auch auf den mödernen Dschihad ein, der sich argumentativ der Kreuzzugsbewegung des Mittelalters bedient. Das alles macht die Studie lesens- und lohnenswert.