Rezension (5/5*) zu Die kleine Schule der großen Hoffnung von Naomi Fontaine

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Gelöschtes Mitglied 2403

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Einblicke

Die Autorin Naomi Fontaine ist die bekannteste First-Nation-Schriftstellerin des frankokanadischen Raumes. Sie ist Angehörige der Innu, früher Montagnais genannt, von Uashat, einem Innu-Reservat. "Die kleine Schule der großen Hoffnung" stand 2018 auf der Shortlist des kanadischen Literaturpreises. Und meiner Meinung nach stand es da vollkommen berechtigt! Der Originaltitel ist "Manikanetish". Obwohl die Autorin französisch schreibt sind ihre Titel eher auf Innu-Aimun formuliert. Ich hoffe sehr, dass auch ihre Bücher "Kuessipan" und "Shuni" noch ins Deutsche übersetzt werden. Denn mit ihrer kleinen Schule der großen Hoffnung hat mich Naomi Fontaine neugierig gemacht, sehr neugierig!

Die studierte junge Lehrerin Yammie kehrt aus der Großstadt Quebec City in ihr ehemaliges Reservat Uashat am Nordufer des Sankt-Lorenz-Stromes zurück. Sie lässt ihren Freund in Quebec City zurück, der sich nicht dazu entschließen konnte mit ihr in die Wildnis zu ziehen. Sie ist nun allein und wird Lehrerin an der Schule des Reservats. Eine durch ihr Leben in der Großstadt veränderte Innu kehrt zu ihrem Volk zurück und beschreibt das Leben in einem Reservat, beschreibt eine ihr fremd gewordene, aber eigentlich auch ihre eigene Welt. Denn ihre Erinnerungen liegen nicht weit vergraben. Menschlich und empathisch und bewegend und fesselnd und interessant ist dieser Blick auf eine andere Welt! Besonders hat mich bewegt, dass so viele Schülerinnen schon Mütter waren. Ebenso wie dieser Zustand auch bezeichnend ist! Dieses Buch ist episodenartig verfasst und dennoch erschafft Naomi Fontaine in diesen kurzen Episoden eine Kraft, die mich schier umhaut. Ebenso wie diese Stimme einer anderen Kultur einfach bezaubert! Love it!

 
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