Blind und mit über neunzig Jahren beginnt Klara, ihre Erinnerungen auf Kassette aufzunehmen. Auf der Suche nach dem Menschen, der sie einmal war, vertraut sie den Bändern ein Geheimnis an, von dem nicht einmal ihre Kinder etwas wissen. Ist ihre Familie bereit für die wahre Geschichte ihres Lebens?
Siebzig Jahre zuvor: Die junge Klara ist überglücklich. Mitten in der Weltwirtschaftskrise 1929 bekommt sie eine Stelle als Lehrerin in einem Kinderheim in Oranienbaum. Als dort eines Tages Tolla, ein einjähriges Mädchen, abgegeben wird, fühlt sich Klara ihm auf Anhieb stark verbunden. Doch bald spitzt sich die wirtschaftliche Lage des Heims zu. Klara, die das Haus inzwischen leitet, sucht die Nähe der neuen nationalsozialistischen Machthaber in der Hoffnung auf Rettung. Zu spät erkennt sie, mit wem sie sich eingelassen hat. Die Nationalsozialisten wollen aus dem Heim eine Ausbildungsstätte für junge Frauen machen, in der Klara ihren Schülerinnen die Liebe zu Volk und Kind vermitteln soll, statt sie zu eigenständig denkenden Menschen zu erziehen. Gleichzeitig ist sie unter der Hakenkreuzflagge und den ständigen Besuchen der Nazi-Funktionäre plötzlich selbst in Gefahr: denn Tolla, das Waisenmädchen, das inzwischen wie eine Tochter an Klaras Seite lebt, ist jüdischer Herkunft.Kaufen
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Bei dem vorliegenden Buch handelt es sich um den ersten Teil einer Trilogie, der enorm Lust auf mehr gemacht hat, weil er leider mit einem offenen Ende daherkommt.
Die Hauptakteurin Klara ist 90 Jahre alt, blind und hält ihre Erinnerungen mittels Kassetten fest, um ihre Nachfahren an ihrem Leben teilhaben zu lassen, was ich als enorm spannende Idee ansehe und mir Gänsehaut verursacht, wenn ich mir vorstelle, dass meine Großeltern das getan hätten, denn so könnte ich noch ihre Stimmen anhören, obwohl sie schon lange nicht mehr leben.
Als Leser hat man so die Möglichkeit ihr Leben ab 1929, der Zeit der Wirtschaftskrise, zu erleben.
Die Thematik Nationalsozialismus wird realistisch dargestellt und die Autorin beschönigt nichts. Ich hatte sogar Verständnis für das Handeln von Klara, auch wenn viele das aus heutiger Sicht verurteilen würden, aber viele Möglichkeiten hatte die arme Frau eben auch nicht. Speziell finde ich nur, dass die Sympathieträger offenbar alle gegen das System waren, was sich etwa so liest als käme die Ansicht aus der heutigen Zeit und nicht von damals, aber mich hat das nicht gestört, da ich mich so besser mit den Figuren identifizieren konnte.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm. Ich konnte problemlos in die Handlung abtauchen und habe das Geschilderte sehr genossen. Und vor allem lernt man auch wieder mal etwas dazu.
Fazit: Sehr lesenswert, das solltet ihr euch in jedem Fall gönnen!
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