Rezension Rezension (5/5*) zu Die große Heuchelei: Wie Politik und Medien unsere Werte verraten von Jürgen T.

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28. Oktober 2018
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Wienerin auf Rügen
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Umfassend recherchiert und tief beeindruckend

„Wenn die Menschen des Westens die volle Wahrheit über die Kriege ihrer Regierungen erfahren würden, wären Kriege nicht mehr möglich. … Genau deshalb schreibe ich meine Bücher.“ (Zitat Seite 73).

Inhalt und Thema:
In seinem neuesten Buch führt der Autor den Leser zunächst zurück nach Mossul, zwei Jahren nach dem Besuch, über den „Inside IS“ berichtet. Weitere Kapitel beschäftigen sich mit den geschichtlichen Wurzeln dieser Krisen und Kriege, der Aufstieg des Islams wird ebenso dokumentiert, wie der Aufstieg der USA.

Kernstück sind jedoch die einzelnen Berichte über Recherchen vor Ort. Der Autor besucht seit Jahrzehnten immer wieder die großen Krisengebiete. Ein umfassendes Kapitel beschäftigt sich mit der Situation im Jemen, doch auch Gaza, Afghanistan, Syrien, Myanmar sind sind ein ausführliches Thema, ebenso wie die Rolle, die Saudi-Arabien und der Iran im Krisengebiet Mittlerer Osten spielen.

Doch der Autor zeigt nicht nur auf, macht nicht nur mit vielen Details auf die Situation aufmerksam, mit fundiertem Fachwissen und vor allem, immer als Resultat seiner eigenen Erfahrungen und Recherchen im jeweiligen Gebiet, seiner Gespräche mit den betroffenen Menschen, sondern setzt sich in der Folge auch mit der Rolle der Politik und der Medien auseinander.

Abschließend legt er seine Einschätzung der Situation dar, widerspricht sehr eindringlich weiteren Waffenlieferungen und zeigt auf, dass Frieden möglich wäre, würden alle beteiligten mächtigen Nationen es wirklich wollen und dass auch ein friedliches Miteinander aller Weltreligionen keine Utopie ist. Das letzte Kapitel dieses einprägsam geschriebenen Sachbuches zeigt die Flucht eines Jungen aus Baschika, einer kleinen Stadt im Nordirak, zuerst mit seiner Familie, doch dann alleine, mit dem Ziel, Deutschland zu erreichen, was ihm 2015 auch gelungen ist.

Fazit:
Jürgen und Frederic Todenhöfer zeigen mit diesem interssanten Sachbuch die Ursachen für die nicht enden wollenden Anschläge und Kämpfe in den Krisengebieten auf und mögliche Schritte auf dem Weg zum Frieden. Die Schilderungen sind deshalb so beeindruckend und lassen den Leser nicht mehr los, weil es sich um Tatsachenberichte handelt, persönliche Eindrücke und zahlreiche Interviews mit betroffenen Menschen vor Ort. Die Autoren nahmen manchmal nicht vorher abwägbare Gefahren auf sich, um sich ein eigenes Bild machen zu können und dieses auch zu dokumentieren. Schonungslos weisen sie auf die globalen Zusammenhänge aus Machtdenken, Waffengeschäften und Wirtschaftsinteressen hin, und die verlogene Ausrede, Menschen befreien zu wollen. Hochinteressant, hochbrisant und sehr spannend geschrieben – ein engagierter Aufruf, endlich etwas zu tun, die Waffenlieferungen zu stoppen und sich für Friedensgespräche einzusetzen.


 

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