Rezension (5/5*) zu Die Frauen, die wir waren: Roman von Penelope Stokes

claudi-1963

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29. November 2015
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Lüge und Wahrheit liegen oft nahe beisammen

<strong> "Immer die Wahrheit sagen bringt einem wahrscheinlich nicht viele Freunde, aber dafür die Richtigen." (John Lennon)</strong>
Vor 30 Jahren haben sich die College-Freundinnen Amanda (Lovely), Grace, Liz und Tess, die damals eine verschworene Gemeinschaft waren, ewige Treue geschworen. Nach ihrem Abschluss wird auf die Zukunft angestoßen und mit einem Art-Wandertagebuch wollen sie weiter in Verbindung bleiben. 30 Jahren später treffen sie sich alle das erste Mal seit Langem gemeinsam wieder. Der Grund dafür ist Grace, die kürzlich erfahren hat, dass sie bald sterben wird. Doch vorher möchte sie ihren Freundinnen die ganze Wahrheit sagen, die sie bisher im Tagebuch immer verheimlicht hat. Was ist wirklich aus den vier Frauen geworden, von denen jeder Einzelne damals so große Pläne hatte? Liz wollte schon damals die ganze Welt verändern, in Tess sahen sie die zukünftige Nobelpreisträgerin, Lovey war schon immer die Schönste von den Freundinnen und Grace die Moralische unter ihnen hatte immer einen Ratschlag parat. Sind ihre Träume in Erfüllung gegangen oder was hat ihnen das Leben wirklich beschert?

<strong> Meine Meinung:
Der Klappentext hat mich neugierig auf diese Geschichte gemacht, den welche Freundschaft hält schon 30 Jahre lang nur anhand eines Wandertagebuchs? Und vor allem würde wirklich jeder alles in das Tagebuch schreiben oder doch etwas verheimlichen? Die Geschichte zeigt das 30 Jahre eine lange Zeit sind und das man auf Papier seinen Freunden vielleicht manches im Leben schöner redet, als es in Wirklichkeit ist. Besonders wenn man die Freundinnen 30 Jahre lang gar nicht zu Gesicht bekommt. Dies sieht Grace nämlich inzwischen ein, als sie vom Arzt die Diagnose Krebs bekommt und nun noch einmal ihr Leben Revue passieren lässt. Sie bekommt ein schlechtes Gewissen gegenüber ihren Freundinnen, plant ein Treffen und möchte ihnen dort ein für alle Mal die Wahrheit ihres verkorksten Lebens berichten. Den mit dieser Unwahrheit möchte sie nicht sterben. Jedoch musste ich in dieser Geschichte feststellen, dass in all dieser Zeit jeder einzelne der Freundinnen sein Leben anders gelebt hat, als sie es den anderen im Tagebuch geschrieben hat. Kein Wunder also, das die Freundinnen allesamt vom schlechten Gewissen geplagt werden und nicht so recht wissen, ob sie wirklich zu dem Treffen gehen sollen. Allerdings ist es ja oft so, wenn einer erst mal den Anfang gemacht hat, seine Maske fallen zu lassen beziehungsweise das Kartenhaus seines Lebens einstürzen lässt, dann folgen die anderen nach und nach. Schön fand ich zu sehen, wie jeder Einzelne der Frauen sein Leben aufarbeitet bei diesem Treffen und sie sich danach dennoch in die Augen sehen könnten. Was sicherlich daran liegt, dass jeder etwas geschwindelt hat. Ebenso beeindruckend hat mich, dass sie alle für Grace da sein wollten, als sie von ihrer Erkrankung und ihrem baldigen Tod hören und man wieder ihre innige Freundschaft spürt. Man merkt jedoch ebenso, das Papier geduldig ist und eine Lüge schneller passiert oder man etwas verschönert, wenn man keinen intensiven Kontakt mit seinen Freundinnen pflegt. Allerdings durch die Größe der USA hat es eben die vier Frauen in alle Winde verstreut, sodass man eben nie kontrollieren konnte, ob derjenige wirklich die Wahrheit berichtet. Außer den Themen Freundschaft, Lüge, Enttäuschung, Ängste, Hoffnungen,Trauer, Verlust nimmt noch der christliche Glaube Raum in dem Buch ein. Das dieses Treffen für alle zu einer Reinigung wird, fand ich interessant. Schade nur, dass am Ende ein harter Schicksalsschlag alles verändert. Dass jedoch die Freundinnen durch die Wahrheit alle verändert und glücklicher wurden, hat mich mehr als beeindruckt, deshalb von mir 5 von 5 Sterne für diese Geschichte.<strong>