Rezension Rezension (5/5*) zu Die Detektive vom Bhoot-Basar von Deepa Anappara.

Yolande

Bekanntes Mitglied
13. Februar 2020
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Mitreißend und ergreifend


Inhalt (Klappentext):

Detektivarbeit ist kein Kinderspiel. Der neunjährige Jai schaut zu viele Polizei-Dokus, denkt, er sei klüger als seine Freundin Pari (obwohl sie immer die besten Noten bekommt) und hält sich für einen besseren Anführer als Faiz (obwohl Faiz derjenige mit zwei älteren Brüdern und einem echten Job ist). Als ein Junge aus ihrer Klasse verschwindet, beschließt Jai, sein Fernsehwissen zu nutzen, um ihn zu finden. Mit Pari und Faiz an seiner Seite wagt er sich in den verwinkelten Bhoot-Basar und dann weiter hinaus in die verbotenen Viertel der Stadt. Doch mehr und mehr Kinder verschwinden, und die Dinge in der Nachbarschaft werden kompliziert …

Meine Meinung:

"Die Detektive vom Bhoot-Basar" ist nach "Rupien! Rupien!" und "Das Museum der Welt" dieses Jahr schon das dritte Buch für mich, das in Indien spielt. Immer wieder bin ich völlig sprachlos und verstört, ob der geschilderten Armut eines Großteils der Bevölkerung und dem Langmut, bzw. Fatalismus mit dem die Menschen in diesen gegebenen Verhältnissen leben. Die Geschichte hier wird aus der Sicht des 9-jährigen Jai erzählt und es wird deutlich, dass das Leben in diesen, für unsere wohlsituierten europäischen Standards, bitter armen Lebensumständen völlig normal sein kann. Der Junge wird geliebt und umsorgt und führt trotz aller Einschränkungen ein normales und teilweise aufregendes Kinderleben. Was wie eine Kinder-Detektivgeschichte beginnt entwickelt sich nach und nach zu einem ergreifenden Drama. Es zeigt die Ohnmacht der Slumbevölkerung gegenüber den Obrigkeiten, für die ein verschwundenes Kind dieser Gesellschaftsschichten keine Mühe wert ist. Es zeigt auch, wie schnell Sündenböcke für scheinbar unerklärliche Ereignisse gesucht werden und der Volkszorn auf Andersgläubige oder andere Minderheiten gerichtet wird. Die Schilderungen aus Kindersicht zeigen einen anderen Blickwinkel, ich empfand das als sehr gelungen. Die Sprache wird dadurch natürlich einfacher, aber die Figuren wirken lebendig und man kann sich sehr gut in die Gefühlswelt des Jungen hineinversetzen.

Fazit:

Es ist eine mitreißende, aber auch ergreifende Geschichte, die definitiv zu meinen Jahres-Highlights gehört.