Rezension (5/5*) zu Die Beichte einer Nacht von Marianne Philips

Sassenach123

Bekanntes Mitglied
27. Dezember 2015
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Die Beichte einer Nacht

Die Beichte einer Nacht

Heleen, die Ich–Erzählerin dieses Romans, befindet sich in einer Nervenheilanstalt. Sie erzählt der Nachtschwester in zwei aufeinanderfolgenden Nächten über ihr Leben.
Ein Monolog, der mich gefesselt hat, obwohl dem Leser nicht immer alles gefällt was er erfährt.
Heleen wuchs mit vielen jüngeren Geschwistern auf, um die sie sich ganz selbstverständlich zu kümmern hatte. Neben ihrer Arbeit und den Verpflichtungen zu Hause gab es keine Ablenkung für die junge Frau.
Durch die Arbeit lernt sie einen Mann kennen und lässt sich von ihm in seiner Heimatstadt Arbeit und Wohnung beschaffen. Für Heleens Mutter ist dieser Entschluss der Tochter nachvollziehbar, sie unterstützt dies, obwohl das für sie und ihre angeschlagene Gesundheit mehr Arbeit bedeutet. Der Vater, der schon seit Jahren ein Pflegefall ist, versucht ihr dieses Vorhaben zu verbieten, doch Heleen zeigt Srärke und geht, sagt der Familie aber finanzielle Unterstützung zu.
Auch ohne ihre Familie ist Heleens Leben nicht leicht, und ein paar Entscheidungen scheint sie laut ihrer Beichte zu bereuen, so die Heirat mit einem wesentlich älteren Mann, der ihr zwar Luxus bietet, sie ansonsten aber abstößt. Eine Trennung ist unausweichlich.
Doch dann kommt ihre jüngste Schwester Lientje zu ihr, da die Mutter krank geworden ist, sie nicht mehr versorgen kann. Heleens Leben wirkt nun unbeschwerter, als sie dann Hannes kennenlernt scheint das Glück perfekt.

Marianne Philips Roman erschien erstmalig 1930. Anhand der Beschreibung der Heilanstalt und den Gebräuchen, denen Heleen innerhalb der Familie ausgesetzt ist, wird das schnell deutlich. Dennoch liest sich das Buch sehr harmonisch und es spielt eigentlich gar keine Rolle, der Roman wirkt fast zeitlos auf mich. Interessant war er für mich deshalb, weil ich schnell erfahren wollte, was die Protagonistin getan hat, um diesen Aufenthalt zu rechtfertigen. Der Leser will Heleens Lebens ergründen um zu verstehen.

Als nach und nach das ganze Ausmaß bekannt ist, zieht man natürlich Vergleiche und fragt sich, ob soetwas heute nicht eher erkannt, oder anders behandelt werden würden. Doch für die Geschichte spielt es eigentlich keine große Rolle. Die Autorin wollte Heleen ihre Geschichte erzählen lassen, und das hat sie vollbracht.