Rezension (5/5*) zu Die Bäume: Roman von Percival Everett

Sassenach123

Bekanntes Mitglied
27. Dezember 2015
4.349
10.649
49
49
Ernstes Thema, dennoch bietet der Roman auch sehr viel Komik

Ernstes Thema, dennoch bietet der Roman auch sehr viel Komik

Der Autor entführt den Leser in das kleine Städtchen Money in Mississippi. Dort scheint die Zeit still gestanden zu sein.
Die Menschen die dort leben sind einfach gestrickt, bedienen sich einer eher derben Umgangssprache und sind fast alle rassistisch bis aufs Blut. Als Daisy dann ihren Mann Junior Junior ermordet auffindet, neben ihm ein toter Schwarzer, der Juniors Hoden in den Händen hält, beginnt eine Reihe von grausamen Morden.
Dem Leser wird schnell klar, dass mit diesem und den weiteren Morden, die ähnlich ablaufen, ein Farbiger gerächt werden soll. Percival Everett nimmt sich einen realen Vorfall aus der jüngeren Vergangenheit und lässt ihn dort in Money aufleben.
Die Morde sind allesamt grausam, doch der Autor lässt diese schrecklichen Taten allerdings ins komische abdriften, denn die Leiche des Farbigen verschwindet mehrere Male und taucht an anderen Schauplätzen wieder auf. Jedem Schriftsteller würde man diese Spielchen übel nehmen, doch einem Autor der selbst zu dieser Ethnie gehört verzeiht man diese makabre Inszenierung dann doch.

Natürlich wird in solchen Fällen ermittelt, und hier in Money bekommt der alte Sheriff Jetty dann natürlich Verstärkung vom MBI in Form der Detektives Jim und Ed. Die beiden arbeiten toll zusammen und sind für manch einen Lacher gut. Auch das FBI schickt jemanden in das verschlafende Städtchen. Die schwarze Agentin Herbie Hind lässt sich nicht an der Nase herumführen und bereichert die Handlung enorm.
Aber nicht nur die Taten aus alten Tagen sollte man gut im Blick haben, auch einige Bewohner des Städtchens haben brisante Pläne.
Mama Z und ihre Verwandte, die Kellnerin Gertrude, führen mit Damon Thruff einen weiteren Charakter in die Handlung ein, der am Ende sehr interessante Fähigkeiten entwickelt. Hier bewegt sich der Autor dann für mich leider auf einen Bereich zu, der mir schon zu abgehobenen und nicht mehr real erklärbar ist. Auch wenn die Handlung von Anfang an etwas skurill wirkte, ließ sich das meiste mit wohlwollen durchaus rational erklären. Das Ende driftet drastisch ab, wenn auch die Grundidee hinter allem durchaus originell ist.

Fakt ist dennoch, dass Percival Everett die immer noch vorherrschende Diskriminierung der farbigen Bevölkerung anprangert. Auch kritisiert er, dass den unzähligen Opfern des Rassismus nicht genügend gedacht wird. Wie recht er damit doch hat! Ich hoffe sehr, dass er mit seinem Roman viele Menschen zum nachdenken anregt! Es muss sich endlich drastisch etwas ändern, jeder Mensch sollte die gleichen Rechte haben.



 

Beliebteste Beiträge in diesem Forum