Rezension Rezension (5/5*) zu Der Verein der Linkshänder: Roman - Kommissar Van Veeteren und Inspektor Barba.

ElisabethBulitta

Bekanntes Mitglied
8. November 2018
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Ein Rätsel, über das lange Zeit Gras gewachsen ist.

Kommissar Van Veeteren und Inspektor Barbarotti sind die in Deutschland wohl bekanntes Ermittler aus der Feder von Håkan Nesser. In dem 608-seitigen Krimi „Der Verein der Linkshänder“, im September 2019 bei btb erschienen, ermitteln sie gemeinsam.
Der inzwischen pensionierte, fast 75-jährige Van Veeteren wird von seinem ehemaligen Kollegen auf einen seit Jahren als gelöst geltenden Fall aufmerksam gemacht, der erneut an Aktualität gewinnt: 1991 waren in Oosterby vier Mitglieder des „Vereins der Linkshänder“ ums Leben gekommen. Ein fünftes Mitglied galt seitdem als verschwunden und wurde entsprechend als Täter identifiziert. Nun ist dessen Leichnam aufgetaucht – offensichtlich zur gleichen Zeit ermordet wie die anderen. Gemeinsam mit seiner Frau, Ulrike, macht sich Van Veeteren an die Recherchen. Kurze Zeit später wird Inspektor Barbarotti in Schweden zu einer Männerleiche gerufen. Als Zusammenhänge zwischen beiden Fällen ersichtlich werden, werden die Ermittlungen zusammengeführt.
Der Roman insgesamt ist recht komplex aufgebaut und wird auf verschiedenen Ebenen erzählt, die alles verbindende Größe sind Van Veeterens Ermittlungen am Cold Case: Im ersten Teil des Romans gibt es immer wieder Rückblenden in die späten Fünfziger- bis Sechzigerjahre, als Jugendliche den „Verein der Linkshänder“ gründen und durch die unruhigen Jugendjahre führen, sowie das Jahr des Mordes in Oosterby. Der zweite Romanteil wirft einen Blick nach Schweden, wo Barbarotti ermittelt. Im dritten Teil treten Tagebucheinträge hinzu, die den Leserinnen und Lesern Einblicke in das Leben eines überlebenden Mitglieds des „Vereins der Linkshänder“ gewähren. Außerdem ermitteln die Teams aus Maardam und Kymlinge hier gemeinsam. Dieser eher vielschichtige Aufbau lässt die Lesenden über weite Strecken dem Wissen der Ermittler/innen voraus sein, legt mögliche Zusammenhänge offen und führt somit zu Spuren, von denen die Romancharaktere selbst noch keine Ahnung haben. Auf der anderen Seite führt dieses aber auch dazu, dass man als Leser/in das Offensichtliche aus den Augen verliert, sodass mich das Ende überraschen konnte.
Der Roman selbst ist eher ein ruhiger Vertreter seiner Art, der frühere Zeiten und die Probleme sowie das Dasein der damals lebenden Jugendlichen wieder aufleben lässt, der vielmehr durch subtile Spannung denn durch Action fasziniert. Gerade diese Ruhe passt vorzüglich zu Van Veeterens gesetzterem Alter und macht dieses glaubwürdig.
Van Veeteren, der in früheren Romanen eher ruppig daherkam, hat viel an Ruhe gewonnen, er ist und bleibt ein Philosoph, wie man seinen Gedanken entnehmen kann, und gerade die Gespräche mit Ulrike sorgen auch immer wieder für einen feinen Humor, der den Leser/innen das ein oder andere Schmunzeln herauskitzeln sollte. Auch die übrigen Charaktere sind menschlich gezeichnet: Sie haben zwar ihre großen und kleinen Probleme, alles in allem erscheinen sie jedoch lebensnah, überlegt und sympathisch.
Obwohl es sich hierbei um den elften Fall für Van Veeteren und den sechsten für Barbarotti handelt, kann man diesen Band problemlos ohne Vorkenntnisse lesen, denn die Protagonisten agieren weitgehend unabhängig von ihrer Vorgeschichte.
Nessers Sprache ist flüssig und schnörkellos zu lesen, sodass man – gemeinsam mit den Spannungselementen – die etwas über 600 Seiten leicht lesen kann, ohne dass jemals ein Gefühl der Langeweile aufkommt.
Für mich war diese Lektüre ein willkommenes Wiedertreffen mit Van Veeteren und Barbarotti sowie ein kurzweiliges, aber dennoch nicht anspruchsloses Leseerlebnis, und sie hat meine Erwartungen voll und ganz erfüllt. Ein Roman, den ich allen Krimiliebhaber/innen ans Herz legen möchte.


 
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