Rezension Rezension (5/5*) zu Der unsichtbare Roman von Christoph Poschenrieder.

kingofmusic

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30. Oktober 2018
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Buchinformationen und Rezensionen zu Der unsichtbare Roman von Christoph Poschenrieder
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Fakten und Fiktion mit Sprachwitz

Wer kennt sie nicht – die Übersetzungen von Charles Dickens´ Romanen wie „Bleak House“, „Oliver Twist“ – um nicht zu viel Fremdwerbung zu machen *g*. Diese Übersetzungen wurden von Gustav Meyrink (1868 – 1932), dem Autor von „Der Golem“ (seinem berühmtesten Werk) getätigt.

Nun hat sich Christoph Poschenrieder in seinem neuesten Roman „Der unsichtbare Roman“ einem Kapitel in Meyrink´s Leben gewidmet, dass wohl nur den wenigsten von uns bekannt ist. So erhielt er nämlich 1917 vom Auswärtigen Amt in Berlin den Auftrag, einen Roman zu schreiben, der den Freimaurern die Schuld am Ersten Weltkrieg in die Schuhe schieben soll…

Und hier kommt Poschenrieder ins Spiel :). Mit „Der unsichtbare Roman“ kredenzt der Autor der geneigten Leserschaft mehrere Bücher/ Geschichten in einem. Der Aufbau erinnert mich ein wenig an „Der blinde Mörder“ von Margaret Atwood (ups, schon wieder Fremdwerbung *g*), wo auch nach und nach einzelne Schichten von Geschichten freigelegt werden, die sich nachher zu einem großen Ganzen verbinden. Alleine schon deshalb hat mir „Der unsichtbare Roman“ gut gefallen.

Es gibt jedoch noch mehr, was diesen Roman zu einem (versteckten) Highlight macht. Da sind zum einen die einzelnen Teile des Komplettpakets, als da wären:

- Die reale Story mit historisch verbürgten Daten und Fakten (selten habe ich sooft während des Lesens weiter- bzw. nachrecherchiert!)

- Die autobiografisch anmutenden Ich-Abschnitte aus der Sicht von Gustav Meyrink (Mischung aus fiktiven und realen Bezügen)

- Die (Original-)Recherchenotizen von Christoph Poschenrieder – dadurch wird „der Leser zum Komplizen des Autors“. (S. 268)

- Das „Grande Finale“ – einfach großartig, wie Christoph Poschenrieder hier alles verbindet.

Über allem schwebt aber die große Kunst Poschenrieders, mit Wortwitz und Wortspielereien dem im Grunde ernsten Thema eine (nicht sofort offensichtliche) leichte Note zu geben und so den Roman auch über die ein oder andere (verschmerzbare) Länge hinwegzuhelfen.

Es ist also nicht alles Gold was glänzt im „unsichtbaren Roman“, aber wie heißt es sinngemäß in einem Abschnitt „Gold wird aus Dreck gemacht“. Darum vergebe ich auch gerne 5* und eine Leseempfehlung.

©kingofmusic


 

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