In der deutschen Bucht stößt das niederländische Bergungsschiff »Freyja« auf der Suche nach einem Container überraschend auf ein seit 1950 verschollenes Wrack. Leider hat dies nicht nur Kupfer im Wert von einer Million Euro an Bord, an dem sich die Besatzung der »Freyja« gern diskret bereichert hätte, sondern auch eine Leiche: Ein toter Taucher ist mit Handschellen an das Wrack gekettet, knapp außer Reich-, doch nicht außer Sichtweite vor ihm die Schlüssel. Die Ermittlungen von Kommissar Liewe Cupido, gebürtiger Deutscher, aber auf Texel aufgewachsen und darum »der Holländer« genannt, führen von einem Tauchclub auf Terschelling über einen Wohnungseinbruch auf Föhr bis zu einem Familiendrama in Wilhelmshaven. Je näher Cupido dem Täter kommt, desto mehr wird er in einen Fall verwickelt, in dem Väter und Söhne versuchen, einander zu beschützen, bis zum Äußersten.Kaufen
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In seinem zweiten Roman aus der Krimi-Serie um den deutsch-holländischen Ermittler Liewe Cupido ist der niederländische Autor Mathijs Deen wieder ganz in seinem Element.
Die Handlung spielt am bzw. im Wasser - Nordseewasser, um genau zu sein. Denn der Mord um den es in „Der Taucher“ geht und bei dessen Aufklärung Liewe Cupido die Behörden vor Ort unterstützen soll, hat in der Nordsee vor Amrum stattgefunden. Ein Taucher ist in der Meerestiefe bei den Arbeiten an einem alten Wrack auf grausame Weise umgebracht worden. Die Ermittlungen zu diesem Fall finden nun an Land, zu Wasser, im Wasser und in der Luft statt.
Die Suche nach dem Mörder führt den deutsch-holländischen Ermittler durch das Küstengebiet von Dänemark, entlang der deutschen Nordseeküste mit ihren Inseln, bis hin in zu den westfriesischen Inseln der Niederlande. Übrigens zeigt eine eingedruckte Landkarte im Buchumschlag dieses Gebiet mit allen relevanten Schauplätzen dieses Romans.
Cupidos Untersuchungen führen ihn in die Kreise der sogenannten Wracktaucher, die hobbymäßig oder aufgrund finanzieller Interessen in der Nordsee nach Wracks tauchen. Mit viel Glück waren diese Wracks bisher unentdeckt. Und man wundert sich, wie viele es davon gibt bzw. geben könnte. Durch diesen Roman erfahren wir, dass es bspw. Seekarten gibt, auf denen bereits entdeckte Wracks verzeichnet sind. Die unentdeckten liegen irgendwo dazwischen – so munkelt man. Die Wracktaucher gehen bei ihren Tauchgängen auf die Suche nach Schätzen jeglicher Art, bergen, was sich bergen lässt, bewahren diese Fundstücke als Souvenirs auf oder machen sie zu Geld. Der Tote war einer dieser Wracktaucher.
Genau wie in Mathijs Deens erstem Roman über Liewe Cupido, erleben wir den Ermittler als schweigsamen, in sich gekehrten Zeitgenossen, der sich lieber von Menschen fernhält. Doch dieser Roman ist persönlicher als das vorangegangene Buch, denn Mathijs Deen gewährt dem Leser einen Blick in die Kindheit von Liewe Cupido sowie dessen Nähe zu seinem Vater. Dieser fuhr zur See und besaß ein eigenes Schiff. Als Liewe noch ein Kind war, kam sein Vater während eines Sturms ums Leben. Der vorliegende Fall um den Wracktaucher weckt Erinnerungen an damals und wirft plötzlich - Jahre später - Fragen zum Hergang des damaligen Unglücks auf. Cupido zeigt dadurch eine verletzliche Seite und damit Gefühle, die man bisher nicht von ihm gewohnt war. Und man glaubt es kaum, aber Cupido lässt sich auf "Zwischenmenscheleien" ein, wenn auch widerstrebend.
Fazit
Wieder einmal hat es Mathijs Deen geschafft, die Nordseeküste in den Mittelpunkt eines Romans zu stellen - natürlich neben seinem wortkargen Ermittler Liewe Cupido.
Allein die Faszination, die diese Gegend in dem Roman „Der Taucher“ ausübt, wäre Grund genug, diesen Roman zu lesen. Mathijs Deen erzählt eben nicht von der Idylle eines beliebten Urlaubsziels, sondern stellt dem Leser eine Nordsee vor, die aufregend und fast schon exotisch ist. Den Gegenpol dazu stellt dabei sein unauffälliger und zurückhaltender Protagonist Liewe Cupido dar. Diese Kombination ist bemerkenswert, genauso bemerkenswert, wie das Thema „Wracktauchen“, das den Rahmen für diesen Kriminalfall bildet. Mathijs Deen verblüfft dabei mit Fakten. Das hat er in seinem ersten Roman „Der Holländer“ bereits getan, in dem es um Extrem-Wattwanderer ging. Mit dem Sujet „Wracktauchen“ hat der Leser wieder das Vergnügen, eine eigenwillige und hochinteressante Freizeitbeschäftigung kennenzulernen. Und man fragt sich, was die Nordsee diesbezüglich noch zu bieten hat. Ich bin gespannt, womit uns Mathijs Deen als nächstes überraschen wird.
© Renie
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