Rezension Rezension (5/5*) zu Der Schneeleopard von Sylvain Tesson.

Kristall86

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22. März 2021
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An der Nordseeküste
Panthera unica

!ein Lesehighlight 2021!

Klappentext:
„Gemeinsam mit dem Fotografen Vincent Munier reist der Abenteurer und Schriftsteller Sylvain Tesson nach Tibet, um sich auf die Suche nach einem der seltensten Tiere dieser Erde zu begeben - dem Schneeleoparden. Ob sie dem Tier begegnen werden? Ungewiss.
Auf über 4000 Metern, fernab vom Lärm der Zivilisation, hinterfragt Tesson eine Welt, in der kaum noch Raum bleibt für das Ungebändigte und die Entfaltung der Schönheit der Natur...“

Gleich vorab: Autor Sylvain Tesson hat hier keinen normalen Beobachtungsbericht des Schneeleoparden aus Tibet verfasst oder eine Art Reiseführer der Gegend geschrieben. Das hier ist eine sehr tiefsinnige und persönliche Reise zu sich selbst, und genau die Reise zum Himalaya, die Suche nach dem Schneeleoparden, war dafür genau das Richtige für Tesson. Er beschreibt von Reiseantritt bis Ende alles genau und sachlich, aber dennoch erleben wir Leser gefühlvolle und sehr persönliche Momente. Die Suche nach dem Schneeleoparden wird so etwas wie der ungewollte Vorwand, es musste eben genau diese Reise für Tesson sein, um sich selbst zu finden. Andere fahren ans Meer, andere brauchen den Besuch auf einer Alm und Tesson musste nach Tibet. Was aber nicht nur den Autor fasziniert sondern gleichfalls auch den Leser, ist die Gegebenheit vor Ort. Tessons Beschreibungen sind feinstimmig und man hat das Gefühl, das Knistern von Schnee, Stille und Eis durch die Buchseiten hören zu können. Tesson reist aber nicht allein sondern mir einem Fotografen um den Schneeleoparden auch wirklich festzuhalten. Der Schneeleopard hat hier zwei Aspekte, einerseits wird er unbewusst das Mittel zum Zweck für die Selbstfindung aber auch zum Hauptakteur der Naturbeobachtungen. Gilt dieses Tier fast schon als ausgestorben, nehmen wir Leser die Beobachtungen von Tesson extrem bedrückend und als kleinen Geniestreich seinerseits auf. Muss man erst nach Tibet reisen um ein vom aussterben bedrohtes Tier zu finden? Ja, muss man, denn genau dort fühlt es sich noch sicher und es gibt unzählige andere Arten denen es genauso geht und diese sind über den gesamten Erdball verstreut. Aber es ist erschreckend zugleich zu sehen, wie wir Menschen es schaffen unsere Welt und deren Lebewesen Stück für Stück zu vernichten. Diese Erkenntnis belastet nicht nur uns Leser sondern auch Tesson selbst. Er beschreibt genau das was mir ebenso auf der Seele brennt, was mir schmerzt....
Dieses Buch hat mich extrem tief bewegt, hat mein Leseniveau sehr weit nach oben geschraubt und einen ganz starken nachhallenden Effekt hinterlassen. Es wird sicherlich Leser geben, die mit dem Stil von Sylvain Tesson nicht viel anfangen können und es wird die geben, die genau so mitfühlen wie er.
Ein ganz starkes Buch mit einem wunderschönen Protagonisten. Hoffen wir inständig, das wir noch lange vom reellen Leben der Schneeleoparden hören werden. 5 von 5 Sterne!

 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Dieses Buch hat mich extrem tief bewegt, hat mein Leseniveau sehr weit nach oben geschraubt und einen ganz starken nachhallenden Effekt hinterlassen
Feine Rezension (wobei ich keine Klappentexte kopieren würde, weil sie oft soviel vorweg nehmen;)).
Das Buch stand gestern in unserer Tageszeitung, hat irgendeinen französischen Preis bekommen. Jetzt weiß ich, warum! Danke dir!
 
  • Haha
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