Rezension (5/5*) zu Der schmale Pfad durchs Hinterland: Roman von Richard Flanagan

kingofmusic

Bekanntes Mitglied
30. Oktober 2018
7.308
18.949
49
48
ÜBERRAGEND

„Die Welt würde sich nicht verändern, die Gewalt war immer schon da gewesen und würde sich niemals auslöschen lassen, Männer würden sterben durch die Stiefel und Fäuste und Gräueltaten anderer Männer, bis ans Ende der Zeit, und die gesamte Geschichte der Menschheit war eine Geschichte der Gewalt.“ (S. 292)

Etwas länger als normal habe ich für Richard Flanagan´s Roman „Der schmale Pfad durchs Hinterland“ gebraucht; für 438 Seiten knapp bzw. etwas über 2 Monate. Das ist aber nicht weiter schlimm, denn so hatte ich länger was von dem (zu Recht) mit dem „Man Booker Prize 2016“ ausgezeichneten Roman.

Sprachlich gelegen zwischen lyrisch-poetisch und ekelerregend-brutal - was ein Grund dafür sein dürfte, dass ich immer wieder Pausen einlegen musste, um die Bilder von Enthauptungen, Vivisektion und dergleichen verarbeiten zu können. Ich kann jeden verstehen, der das Buch nicht zu Ende lesen kann – es zieht einen emotional an vielen Stellen ziemlich runter. Allerdings halten sich Brutalität und lyrisch-poetische Passagen in etwa die Waage.

Richard Flanagan zeigt den Krieg, wie er war, ist und bleibt – mit aller Härte, mit aller Brutalität. Dabei vergisst er aber auch nicht die Menschlichkeit, zeigt die Menschen hinter den Offizieren, den Aufpassern der Kriegsgefangenen etc.; geht mit ihnen ins Gericht und lässt sie dennoch „würdevoll“ erscheinen – widmet ihnen eigene Erzählstränge, erzählt ihre Lebensgeschichten zu Ende und der geneigten Leserschaft bleibt nichts Anderes übrig, als ihnen zu „verzeihen“, sie als kleines Rad im großen Getriebe des Krieges bzw. der Kriegstreiber zu sehen, denen kaum (keine) Möglichkeiten bleiben, denen das kranke System des Gehorsams gegenüber den Obrigkeiten keine Chance lässt – sofern ihnen ihr Leben lieb ist.

Keine ausführliche Rezension kann diesem Meisterwerk gerecht werden; darum beende ich sie genau hier und jetzt.

10 von 5*

©kingofmusic


 

RuLeka

Bekanntes Mitglied
30. Januar 2018
6.526
24.541
49
66
ÜBERRAGEND

„Die Welt würde sich nicht verändern, die Gewalt war immer schon da gewesen und würde sich niemals auslöschen lassen, Männer würden sterben durch die Stiefel und Fäuste und Gräueltaten anderer Männer, bis ans Ende der Zeit, und die gesamte Geschichte der Menschheit war eine Geschichte der Gewalt.“ (S. 292)

Etwas länger als normal habe ich für Richard Flanagan´s Roman „Der schmale Pfad durchs Hinterland“ gebraucht; für 438 Seiten knapp bzw. etwas über 2 Monate. Das ist aber nicht weiter schlimm, denn so hatte ich länger was von dem (zu Recht) mit dem „Man Booker Prize 2016“ ausgezeichneten Roman.

Sprachlich gelegen zwischen lyrisch-poetisch und ekelerregend-brutal - was ein Grund dafür sein dürfte, dass ich immer wieder Pausen einlegen musste, um die Bilder von Enthauptungen, Vivisektion und dergleichen verarbeiten zu können. Ich kann jeden verstehen, der das Buch nicht zu Ende lesen kann – es zieht einen emotional an vielen Stellen ziemlich runter. Allerdings halten sich Brutalität und lyrisch-poetische Passagen in etwa die Waage.

Richard Flanagan zeigt den Krieg, wie er war, ist und bleibt – mit aller Härte, mit aller Brutalität. Dabei vergisst er aber auch nicht die Menschlichkeit, zeigt die Menschen hinter den Offizieren, den Aufpassern der Kriegsgefangenen etc.; geht mit ihnen ins Gericht und lässt sie dennoch „würdevoll“ erscheinen – widmet ihnen eigene Erzählstränge, erzählt ihre Lebensgeschichten zu Ende und der geneigten Leserschaft bleibt nichts Anderes übrig, als ihnen zu „verzeihen“, sie als kleines Rad im großen Getriebe des Krieges bzw. der Kriegstreiber zu sehen, denen kaum (keine) Möglichkeiten bleiben, denen das kranke System des Gehorsams gegenüber den Obrigkeiten keine Chance lässt – sofern ihnen ihr Leben lieb ist.

Keine ausführliche Rezension kann diesem Meisterwerk gerecht werden; darum beende ich sie genau hier und jetzt.

10 von 5*

©kingofmusic


Dieser Roman ist wirklich etwas ganz Außergewöhnliches. Trotz des harten Themas strahlt er sehr viel Menschlichkeit aus. Ein Buch, für das 5 Punkte überhaupt nicht ausreichen.
 

Wandablue

Bekanntes Mitglied
18. September 2019
9.602
21.862
49
Brandenburg
Du hast ja so recht.
Ich habs im Original gelesen, da kann man sich manches ein bisschen besser vom Leib halten. Trotzdem wahnsinnig eindrücklich geschrieben. Flanagan ist ein Meisterschreiber.
 

Wandablue

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18. September 2019
9.602
21.862
49
Brandenburg
Es ist schon seltsam, dass beide Romane Antikriegsromane sind; die sich naturgemäß aber damit beschäftigen müssen. Der Tschetchenienkrieg dürfte dem in der Ukraine bald ähneln bzw. umgekehrt. Es ist einfach nur schauerlich.
 
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Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.440
49.869
49
Flanagan ist ein Meisterschreiber.
Hast du schon mehr von ihm gelesen? Ich habe ein paar seiner Bücher aus der Begeisterung für das oben genannte heraus angeschafft, aber noch nicht gelesen. Insofern muss ich ehrlich gesagt von einem meisterlich geschriebenen Buch sprechen. Ich kann noch keinen Schreiber daraus machen;)
 
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