Rezension Rezension (5/5*) zu Der Kinderflüsterer: Roman - Der aufregendste Spannungsroman des Jahres 2019! .

parden

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13. April 2014
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Niederrhein
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Buchinformationen und Rezensionen zu Der Kinderflüsterer von Alex North
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Wenn die Tür halb offen steht, ein Flüstern zu dir rüberweht...


Nach dem plötzlichen Tod seiner geliebten Frau will Tom Kennedy mit seinem kleinen Sohn Jake neu anfangen. Ein neuer Start, ein neues Haus, eine neue Stadt – Featherbank. Doch der beschauliche Ort hat eine düstere Vergangenheit. Vor zwanzig Jahren wurden in Featherbank fünf Kinder entführt und getötet. Der Mörder wurde unter dem Namen "Kinderflüsterer" bekannt und schließlich gefasst. Die alten Geschichten interessieren Tom und Jake nicht. Als jedoch ein kleiner Junge verschwindet, machen Gerüchte die Runde, dass der Täter von damals einen Komplizen gehabt habe. Und Jake beginnt, sich merkwürdig zu benehmen. Er sagt, er höre ein Flüstern an seinem Fenster …

Oh. Mein. Gott. Ist das gruselig!

Das dachte ich immer wieder während der Lektüre, und tatsächlich ließ mich das Gefühl nicht los, The Sixth Sense in Buchform vor mir liegen zu haben. Wer meine Lesegewohnheiten kennt, weiß, dass Grusel und Horror nur selten bei mir zu Gast sind - und womögilch wirken Szenen mit dem Flüstern vor dem Fenster, den unheimlichen Geräuschen im Haus und so manchen unerklärlichen Vorgängen deshalb extremer bei mir. Aber Tatsache ist: hier stellten sich mir beim Lesen mehr als einmal die Nackenhaare auf.

Für mich hat Alex North ein verblüffendes Debüt geschrieben: eine gelungene Mischung aus Thriller und Grusel, dazu auf einer tieferen Ebene auch Vater-Sohn-Geschichten, in denen Versagensängste und Minderwertigkeitsgefühle eine große Rolle spielen. Vielschichtig angelegt ist der Plot - eine Handlungsebene beschäftigt sich mit den Geschehnissen vor 20 Jahren, eine andere mit denen aus der Gegenwart, wobei auch die Perspektiven stetig wechseln. Im Verlauf der Erzählung verweben sich die Handlungsebenen zunehmend, bis sie ein logisches Ganzes ergeben.

Dieser Thriller punktet für mich nicht durch überbordende Spannung und blutige Actionszenen, sondern durch das lauernde Böse im Hintergrund, das einen jederzeit anzuspringen droht. Da sind einige Längen im Mittelteil zu verschmerzen, denn die gaukeln nur vor, dass die Bedrohung womöglich verschwunden ist, bevor diese mit aller Macht wieder zutage tritt.

Tom und sein Sohn Jake werden als Charaktere am sorgfältigsten gezeichnet, und die Traurigkeit und Einsamkeit der beiden nach dem Tod der Mutter sind oftmals nahezu greifbar. Tom hat häufig das Gefühl, Jake nicht zu erreichen und als Vater womöglich zu versagen. Wie soll er Jake trösten, wenn er selbst den Tod seiner Frau noch nicht verarbeitet hat?

Aber auch die Ermittler Pete und Amanda spielen hier eine große Rolle. Pete hat bereits vor 20 Jahren mit dem Kinderflüsterer zu tun gehabt und ihn schließlich gestellt. Die Bilder von damals lassen ihn seither nicht los, und jeden einzelnen Tag kämpft er dagegen an - und gegen seine Alkoholsucht. Der Täter sitzt nach wie vor hinter Gittern, und Pete besucht ihn regelmäßig, um womöglich zu erfahren, wo das letzte verschwundene Kind abgeblieben ist. Amanda leitet die Ermittlungen in der Gegenwart, und auch sie bleibt vom Geschehen nicht unberührt.


Wenn die Tür halb offen steht,
ein Flüstern zu dir rüberweht (...)
Denn jedes Kind, das einsam ist,
holt der Flüsterer gewiss.


Dieser Thriller hat mich überzeugt - flüssig zu lesen, unterhaltsam, subtil spannend, gruselig und zuletzt auch noch berührend. Eine gelungene Mischung, die definitiv Lust auf mehr macht.


© Parden


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P.S.: Ich habe gerade gelesen, dass Alex North die Idee zu diesem Roman kam, nachdem sein kleiner Sohn äußerte, dass er mit dem 'Jungen im Boden' spielen wolle. Mich gruselt es schon wieder!