Rezension (5/5*) zu Der gute Hirte von Cornelius Hartz

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28. Oktober 2018
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Wienerin auf Rügen
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Interessanter Fall, originelles Team

„Die Farben des Fotos waren ausgeblichen, der Abzug war definitiv älteren Datums. Soweit er das beurteilen kann, mussten Kleidung und Frisuren aus den Siebzigern stammen.“ (Zitat Pos. 901)

Inhalt
Taifun Çoban leitet beim LKA Kiel die Abteilung für Identitätsfeststellung von unbekannten Toten. Daher wird der Kommissar selten in Dörfer wie Harmsbüttel gerufen, wo meistens alle einander kennen. Doch hier ist es anders. Niemand kennt den unbekannten Toten, der zufällig am 10. Mai 2021 im Kellerfundament des geplanten neuen Hauses der Familie Landmann gefunden wird. Am 13. Mai 2021 trifft Taifun Çoban daher in Harmsbüttel ein, um gemeinsam mit Polizeihauptmeister Raimund Wernersen, dem Polizisten vor Ort, und der Kriminalkommissarin Fanta Braun von der Kripo Ratzeburg zu ermitteln. Çoban kennt den Ort Harmsbüttel im Zusammenhang mit einem Cold Case, der vor nunmehr einundvierzig Jahren stattgefunden hat. Ein kleiner, verschlafener Ort, zwei Gewaltverbrechen, gibt es eine Verbindung zwischen den beiden Fällen, fragt sich Çoban.

Thema und Genre
In diesem Kriminalroman, der in Norddeutschland spielt, geht es um die Ermittlungsarbeit in einer geschlossenen Dorfgemeinschaft, um prägende Kindheitserinnerungen und ihre Folgen.

Charaktere
Taifun Çoban ist Deutscher, doch seine türkischen Wurzeln sind offensichtlich und dies führt in Harmsbüttel zu einigen Missverständnissen, was Çoban meistens mit Humor nimmt, ein bemühtes „Salam Aleikum“ beantwortet er mit einem knappen „Moin“. Er ist ein intensiver, kreativer Ermittler und weiß, zusammen mit der toughen Fanta Braun und dem etwas bequemen Raimund Wernersen wird er irgendwo das Schweigen der Dorfbewohner durchbrechen können und das Rätsel lösen.

Handlung und Schreibstil
Die drei unterschiedlichen Handlungsstränge, die einander abwechseln, spielen in der Vergangenheit, im Mai 2021 und einige Zeit später. Dies macht die Geschichte interessant und gibt uns Lesenden Hinweise und Details für eigene Vermutungen. Doch obwohl man vielleicht manche Zusammenhänge erkennt, sorgt der Autor bis zum Schluss für Überraschungen, wobei die Geschichte im Bereich des Logischen und Nachvollziehbaren bleibt. Es ist ein interessanter, sehr gut aufgebauter Fall mit brisanten Hintergrundthemen. Die Sprache passt zum Genre, ist sehr angenehm und spannend zu lesen und wird durch Szenen mit einem humorvollen Augenzwinkern aufgelockert.

Fazit
Ein interessanter Fall, eine sehr gut und schlüssig aufgebaute Handlung mit zeitlos aktuellen Themen und eigenwillige Charaktere, die während der gemeinsamen Ermittlungen ein originelles Team in einem ebenso originellen Umfeld ergeben.