Rezension Rezension (5/5*) zu Der Freund der Toten: Roman von Jess Kidd.

ulrikerabe

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14. August 2017
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Wien
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Alte Geheimnisse

Mulderrig hat ein Geheimnis. Orla war die Schande der Gemeinde, plötzlich ist sie fort.
Noch ganz selten habe ich so einen fulminanten Einstieg in ein Buch gelesen. Auf den ersten Seiten wird beschrieben, wie eine junge Frau zu Tode kommt, erschlagen und verscharrt wird. Ihr Baby, das dem Geschehen beiwohnt, war nach der Tat nicht auffindbar. Und doch wird es in einem Dubliner Waisenhaus abgegeben.
26 Jahre später erscheint ein junger Mann in dem Dorf und will das Verschwinden seiner Mutter aufklären. Nicht alle sind von dem charismatischen Mahoney und seinen Bestrebungen begeistert. Die Jahre im Waisenhaus haben Mahoney geprägt, eigentlich ist er ein Taugenichts und Kleinkrimineller, ein abgerissener schmuddeliger Hippie (wir schreiben das Jahr 1976), wenn da nicht seine Begabung, die Toten zu sehen wäre. Die exzentrische alternde Schauspielerin Mrs Cauley, selbst Zugereiste und Außenseiterin in Mulderrig, nimmt ihn unter ihre Fittiche. Mit ihrem scharfen Verstand und ebensolcher Zunge unterstützt sie ihn bei seinem Vorhaben, genauso wie Shauna, seine Vermieterin, die ihr Herz an ihn verloren hat und die schräge Bridget Dooesy.
Allerdings hat er auch Hilfe von der kleinen Ida, Father Jim, Johnnie, dem Verlobten von Mrs Cauley, allesamt tot. Und Hilfe hat er auch nötig, sich gegen die Intrigen des Pfarrers, der bigotten Witwe Farelly und manch anderer Dorfbewohner zur Wehr zu setzen.
Auch wenn es in diesem Buch einen Mord aufzuklären gilt, ist es kein Krimi. Gut verwahrte Geheimnisse werden gelüftet, alte Geschichten ausgegraben, gar seltsame Dinge gingen und gehen im Ort und im Wald rundherum vor.
Diese Buch ist voller skurriler Szenen, magischer Momente, durchsetzt mit einem kleinen bisschen Herzschmerz und plötzlich spannenden Überraschungen und hat genau meinen Geschmack getroffen. Wenn man dann noch das wunderbare Cover näher betrachtet, erkennt man auch neben verwunschen schönen Pflanzen kleine Augen, die dich beobachten. Alles zusammen ein wirklich gelungenes Debüt von Jess Kidd.


 
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