Rezension (5/5*) zu Der eiserne Herzog: Historischer Roman von Ulf Schiewe

KaratekaDD

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13. April 2014
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Neustrelitz
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Buchinformationen und Rezensionen zu Der eiserne Herzog: Historischer Roman von Ulf Schiewe
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Fürsten, die in Liebe heiraten

Zugegeben, der Titel dieser Rezension scheint mit einem EISERNEN HERZOG nicht sofort kompatibel zu sein. Aber wenn auch die Vorgeschichte der Eroberung Englands durch den Herzog der Normandie, den man unter dem Namen Wilhelm der Eroberer kennt, auf dem Fokus der Eroberung liegt, so haben wir es mit einer für Mittelalter-Roman eher unüblichen Form zu tun.

Und das scheint mir der Fall zu sein, wenn zwei Fürsten, Ein Herzog und ein Earl, die ihnen angetrauten Gattinnen und die Kinder lieben und dies auf Gegenseitigkeit beruht. Natürlich weiß das auch der Autor nicht ganz genau, schließlich ist das rund 1000 Jahre her.

Guilhem der Normandie wird vom englischen König als entfernter Neffe zum Nachfolger auserkoren. Das passt den Earls und vor alle, Godwin nicht in den Kram, aber so ist das nunmal. Der eiserne Wilhelm gewöhnt sich an den Gedanken, während Matilda von Flandern, die Frau, die er innig liebt, strikt dagegen ist. Dies führt fast zum vollen Zerwürfnis.

Aus Godwins Familie sind zwei junge Burschen als Geiseln zur Erziehung beim Herzog der Normandie, die nun, da Godwin tot ist, von dessen Sohn Harold zurück geholt sollen. Ein spannendes Stück ist die Überfahrt in die Normandie, sie endet mit einem Schiffbruch. Harold kehrt nach nach Wochen nach England zurück, nicht ganz erfolgreich und der Herzog, der auch sein Freund hätte werden können, hat einen unredlichen Schwur verlangt. Er hat dafür Gründe, und der Fortgang der Geschichte zeigt, dass er damit nicht schief liegt.

Irgendwann stirbt Edward der Bekenner in Westminster. Aber wer wird nun König?

Uwe Schiewe hat einen spannenden Roman geschrieben, der für mich eine Lücke füllt zwischen Rollo, der die Normandie 911 eroberte bzw. vertraglich übernahm und Richard Löwenherz, über den viel mehr geschrieben wurde. Zumindest kannte ich eben diesen Wilhelm nur dem Namen nach.

Die Besonderheit des Romans liegt darin, dass die Frauen diese große Rolle spielen. Für Emma, die Mutter des englischen Königs Edward dem Bekenner ist das verbürgt. Von Matilda weiß man viel weniger, allerdings hat sie die Normandie während des Herzogs Abwesenheit regiert.

Die dritte starke Frau ist Ealdgyth, die Frau von Harold Godwinsson, ebenfalls in Liebe verbunden. Allerdings heiratet der Earl dann eine andere, er muss, will er Frieden im Reich...

Daraus hat Ulf Schiewe eine Geschichte gestrickt, die deutlich kein Sachbuch ist, gleichwohl aber geschichtlich sehr interessant zu lesen ist.

Das Buch enthält, was notwendig ist, ein Verzeichnis von Ortsnamen und handelnder Personen auf. Es fällt auf, dass es wenig fiktive Personen gibt, was für mich Voraussetzung für einen guten historischen Roman ist. Die fiktiven Personen, allen voran Bertran, Guilhems Leibwachen-Führer, helfen, den Charakter der historischen zu illustrieren.

In Anmerkung macht der Autor seine Leserschaft mit Hintergründen bekannt und lässt die geschichtsbesessenen Lesern die "Googelei" noch einmal aufnehmen, denn nun gibt man, fast zwangsläufig, das Stichwort "Teppich von Bayeux" auf.

Schöne Leserunde, immer gut, mit Autoren direkt in Kontakt zu treten.

Viele Grüße an Ulf Schiewe mit einem Dankeschön für das Buch und diesen Zeitvertreib.

 
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