Rezension Rezension (5/5*) zu Das schwarze Band von Alex Beer.

ulrikerabe

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14. August 2017
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Wien
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Buchinformationen und Rezensionen zu Das schwarze Band von Alex Beer
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„lästig wie ein sibirischer Häuselratz“


Wien im Juli 1921, die Hitze ist mörderisch. August Emmerich und sein Kollege Ferdinand Winter werden zu einem Tatort gerufen. Zwei junge Frauen mit zweifelhaften Ruf wurden brutal erschlagen aufgefunden. Ihre Mitbewohnerin ist verschwunden. Doch bevor Emmerich richtig zu ermitteln beginnen kann, wird er von dem Fall abgezogen und in einen Kursus für besseres Benehmen gesteckt. Hätte er doch wohl besser den Mund gehalten bei dem Empfang des Polizeipräsidenten, nachdem dieser zum Bundeskanzler der jungen Republik Österreich wurde.

August Emmerich, der geradlinige, brutal ehrliche Kriminalinspektor ist zurück. Alex Beer lässt ihr wienerisches Original nun zum vierten Mal im Wien der Zwischenkriegszeit ermitteln. Er ist zornig die politischen und sozialen Ungerechtigkeiten machen ihn rasend. Emmerich steht im ewigen Kampf gegen die Obrigkeit. Ein Grundwütiger, dessen Alleingänge durchaus von Erfolg gekrönt sind. Der Benimmkurs, in den er gegen seinen Willen beordert ist, gleicht einem Abstellgleis. Doch es wäre nicht Emmerich, der „lästig wie ein sibirischer Häuselratz“ auch in dieser Situation den richtigen Riecher hat.

Alex Beer hat diesen Riecher auch. Extrem gut recherchiert, dramaturgisch ist nur der Wetterbericht angepasst, kombiniert sie einen spannenden Kriminalfall mit dem unvergleichlich direkten Wiener Charme und Schmäh genauso wie mit historisch präzisen Fakten. Dabei schafft sie einen akrobatischen Spagat, von der Zwischenkriegszeit zur heutigen Zeit, insbesondere der österreichischen Innenpolitik.

Die Autorin nimmt nicht nur unsägliche Coaching Seminare gekonnt auf die Schaufel.
„…ihr werdet euch noch wundern, was alles möglich ist!“, lässt sie einen Beschuldigten krakeelen. Wer die österreichische Innenpolitik der letzten Jahre verfolgt hat, dem kommt dieser Satz nicht ganz unbekannt vor.

Während Emmerich kalt gestellt ist, läuft Ferdinand Winter zur Höchstform auf. Den Rat, den er von Emmerich erhalten hat, nimmt er sich zu Herzen. „Tu einfach immer genau das Gegenteil von dem, was du normalerweise tun würdest.“ So gerät der junge Kollege in ein Netz von Gewalt, Ausschweifung und Verschwörungen. Winters Weltbild erfährt einen gehörigen Rempler.

„Das schwarze Band“ ist grandiose Unterhaltung, spannend, witzig, bissig, politisch. Das Ende verspricht eine Fortsetzung. Ja! Bitte!



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von: Martin Mosebach
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