Rezension Rezension (5/5*) zu Das hungrige Krokodil: Familienroman von Sandra Brökel.

  • Ersteller Gelöschtes Mitglied 2403
  • Erstellt am
  • Tagged users Kein(e)
G

Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
Leider konnten wir zu diesem Buch keine Daten ermitteln.
Berürende Familiengeschichte vor historischem Hintergrund

Dieses Buch ist die wunderbare Familiengeschichte der tschechischen Familie Vodák, vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkriegs und der sozialistischen Tschechoslowakei, schließlich gipfelnd in den Ereignissen des Prager Frühlings und ihrer anschließenden Flucht. Es ist keine Fiktion, sondern eine wahre Familiengeschichte, die Sandra Brökel geschickt in einen Roman verpackt hat. Der Blick auf Tschechien zur Zeit des Zweiten Weltkriegs ist interessant und informativ. Auch hier leben die Menschen, Tschechen, Juden und Deutsche friedlich zusammen. Erst der Krieg und die damit verbundene Propaganda macht aus diesen Menschen Feinde. Es ist erschreckend, wie schnell so ein Geschehen um sich greift und wie wenig die Menschen dagegensetzen können. das ist sicher auch etwas, was uns immer bewusst sein sollte! Dann kommt der Sozialismus und seine Bevormundung, durch eigene Diktatoren, aber auch durch fremde. Und es kommt der Prager Frühling und ein neuer Geist zieht ins Land. Das ist wirklich sehr schön zu lesen und unwillkürlich fragt man sich, was dieser Geist mit der Tschechoslowakei hätte machen können. Dennoch darf nicht sein, was nicht sein darf und der frische Geist wird furchtbar niedergerungen. Durch die Mitwirkung von Pavel Vodák beim Manifest der 1000 Worte gerät der engagierte Kinder- und Jugendpsychiater ins Visier der sozialistischen Machthaber, wird drangsaliert, bespitzelt und schlussendlich muss die Familie fliehen. Schon durch die Geschehnisse im Zweiten Weltkrieg ist die Familie traumatisiert, die Geschehnisse im Sozialismus und nach dem Prager Frühling tragen zu keiner Verbesserung des Befindens der tschechischen Arztfamilie bei und der Status als Flüchtlinge ist genauso schockierend. Spiegelt doch dieser Status als Flüchtlinge ein Empfinden wider, welches sicher auch anderen Menschen zu eigen sein könnte. Man müsste nur mit offenen Augen durch die Welt gehen, dann könnte man dies oft bemerken, wenn da nicht immer dieses hungrige Krokodil sitzen würde. ...

Dieser Familienroman ist historisch ein Lehrstück und genauso auch menschlich ein Paradebeispiel. Empathisch und berührend geschrieben, niemals melodramatisch und für mich ein 5 Sterne Buch!

 

Beliebteste Beiträge in diesem Forum