Rezension Rezension (5/5*) zu Das Gebot: Kriminalroman von Sunil Mann.

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Buchinformationen und Rezensionen zu Das Gebot: Kriminalroman von Sunil Mann
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Ein facettenreicher politischer Kriminalroman

„Sie müssen ihn aufhalten, unbedingt! Der Mann ist eine tickende Zeitbombe, eine Gefahr für das ganze Land!“ (Zitat Seite 128)

Inhalt
Die Agentur für unliebsame Angelegenheiten der Geschäftspartner Marisa Greco und Bashir Berisha hat nach dem coronabedingten Lockdown kaum Aufträge. Beide Privatermittler nützen diese Zeit, in der die Agentur ruht, für persönliche Recherchen. Bis Marisa einen Anruf von Bashir erhält, sie haben einen neuen Auftrag. Das vermögende Ehepaar Bodmer hat zuletzt vor drei Jahren und vier Monaten etwas von ihrem Sohn Erich gehört, einige Monate zuvor war er auf eine Weltreise aufgebrochen. Nun hat er in Zürich Geld abgehoben. Marisa und Bashir sollen Erich finden. Rasch ergeben erste Ermittlungen in Erichs Freundeskreis, dass Erich sich plötzlich intensiv und verbissen mit dem Islam beschäftigt hat, neue Freunde gefunden, und seither in Syrien für den IS kämpft. Jetzt ist er zurück, untergetaucht, und je näher die beiden Privatermittler seinen Spuren kommen und Schritt für Schritt die Zusammenhänge aufdecken, desto gefährlicher und realer wird die Bedrohung für sie, und nicht nur für sie.

Thema und Genre
In diesem politischen Kriminalroman geht es um die Radikalisierung junger Menschen und um die Hintergründe, die dazu führen, dass diese zu fanatischen Kämpfern für den Islam werden. Auch Politik und Waffenlieferungen sind Themen.

Charaktere
Die verwitwete Marisa erzieht ihren Sohn Luca alleine. Der Unfalltod ihres Mannes vor mehr als zwei Jahren hat sie mit einigen offenen Frage zurückgelassen. Bashir war fünfzehn Jahre alt, als er von seinem gewalttätigen Vater aus der elterlichen Wohnung geworfen wurde und heute noch versucht er, seine Mutter vor diesem Mann zu schützen, auch gegen ihren Willen. Die beiden sind ein sympathisches Team und sind, ebenso wie alle weiteren Figuren dieser Geschichte, authentisch und realistisch, ihre Handlungen nachvollziehbar. Man spürt beim Lesen, dass sich der Autor einfühlsam und intensiv mit menschlichen Verhaltensweisen auseinandersetzt.

Handlung und Schreibstil
Die aktuelle Handlung spielt in der Zeit zwischen Ende März und der zweiten Aprilhälfte in Zürich und wird durch einen parallel verlaufenden Erzählstrang ergänzt, der Episoden in Syrien schildert. Auch die aktuellen Ereignisse betreffen zunächst unterschiedliche Themenkreise, einerseits die Vorbereitungen des IS-Rückkehrers, die Ermittlungsarbeit des Agentur-Teams, und andererseits die Tätigkeit der Politikerin Andrea Graf, die heuer Ehrengast beim Zürcher Sechseläuten ist und in einer anderen Sache ebenfalls die Agentur mit Nachforschungen beauftragt hat. Der knappe Zeitrahmen und die in Details einfließenden, immer neuen Informationen, bis sich schließlich die Handlungsstränge schließen, ergeben eine packende, brisante, sehr genau recherchierte Geschichte. Ausführliche Dialoge, in denen der Autor auf die Problematik seiner Themen aufmerksam macht, und die interessanten Erklärungen zum Sechseläuten, dem traditionellen Frühlingsfest in Zürich, ergänzen die straffe Handlung.

Fazit
Ein vielschichtiger, interessanter gesellschaftspolitischer Kriminalroman mit aktuellen Themen und einem authentischen, sympathischen Ermittlerteam, packend erzählt.



 

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