Rezension (5/5*) zu Arzt der Hoffnung von Ralf Günther

Kristall86

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22. März 2021
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An der Nordseeküste
Wenn die Seuche kommt…

Klappentext:

„Hamburg, im August 1892: Verdächtige Krankheitsfälle häufen sich in den Siechenhäusern. Der Erste Bürgermeister vermutet die Cholera – und schweigt. Also schickt die Reichsregierung den kompetentesten Seuchenfachmann nach Hamburg, den sie aufzubieten hat: Robert Koch.

Natürlich ist der berühmte Arzt nicht willkommen. Als er die Erreger im Hamburger Trinkwasser nachweist, beginnt für ihn ein Kampf an mehreren Fronten.

Da erreicht mit einem der letzten Dampfschiffe von Sylt Hedwig, Kochs Geliebte, die abgeriegelte Hansestadt. Er ist zornig und glücklich zugleich. Denn sie darf nicht offiziell bei ihm sein.

Als ein junger Assistenzarzt auf Hedwig aufmerksam wird und Koch die Eifersucht befällt, muss er kühlen Kopf bewahren …“



Ralf Günther zählt mittlerweile zu meinem festen Autorenrepertoire und auch dieses Mal würde ich wahrlich beglückt! Beglückt von einer höchst interessanten Geschichte rund um Robert Koch. Wer die TV-Serie rund um die Charité gesehen hat, hat bereits ein gewisses Bild von diesem Herrn vor Augen und kannte bereits die junge Hedwig. Wer sie nicht verfolgen konnte, wird hier aber ebenfalls sehr gekonnt und stimmig von Günther in deren Welt entführt. Mit einer wunderbaren Wortwahl und einem feinen Gespür geht Günther hier nicht nur in die Medizingeschichte sondern eben auch ein wenig in die Biografie Koch‘s ein. Seit der aktuellen pandemischen Lage in der Welt dank Corona kennt mittlerweile jeder das Robert-Koch-Institut, aber welche Geschichte hinter diesem Meisterforscher steckt ist nur wenigen bekannt. Günther nimmt den Leser hier sehr entspannt an die Hand und bringt uns Koch und seine Intentionen, seine Denkweisen, seine Sucht nach Forschung näher aber eben auch seine große Liebe Hedwig. Diese Liebe fällt auf Grund des doch recht üppigen Altersunterschieds aus der Reihe - keiner würde es wagen dazu etwas zu äußern, aber hinter vorgehaltener Hand wird getratscht. Hedwig hat aber nicht nur Schönheit am Leib, sie ist auch zugleich Muse und Ideenstiftern für Koch und bringt ihm eine gewisse Frische ins Leben, die er braucht. Sie wirkt wie eine Lebensader für ihn und sie war vom Kopf viel weiter als die damalige Zeit reif war. Freigeist eben.

Günther zeigt hier sehr geschickt die Entwicklung der Stadt Hamburg in deren Cholera-Seuche auf und schlussendlich ist man als Leser erstaunt, wieviele Ebenen es zur heutigen Lage doch gibt bzw. es in der Forschung ebensolche Entwicklungen und Forschungen vorantreibt. Erschreckend auf der einen Seite und faszinierend (durch Koch‘s immensen Forscherdrang) auf der andern, einen Wirkstoff gegen eine verdammte Seuche/ einen Virus zu finden…

Ein Buch, welches zum rechten Zeitpunkt auf den Markt gekommen ist, Wahrheit und Fiktion sehr gut gepaart hat und mehr als gekonnt eine ganz besondere Geschichte erzählt - 5 von 5 Sterne hierfür!

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