Rezension Rezension (5/5*) zu Amy und Isabelle: Roman von Elizabeth Strout.

Momo

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10. November 2014
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Buchinformationen und Rezensionen zu Amy und Isabelle: Roman von Elizabeth Strout
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Amy & Isabelle

Ich bin seit gestern mit dem Buch durch. Das zweite Buch, das ich von der Autorin gelesen habe, und auch dieses hat mir gut gefallen. Allerdings ist es ein reines Frauenbuch. Ich wusste nie so recht, woran man ein Frauenbuch erkennen konnte, da ich kaum Erfahrung damit habe. Mit diesem Buch weiß ich es nun ... Allerdings ist das kein typisches Frauenbuch, verglichen mit dem, was ich so bisher darüber gehört habe. Frauenbücher, solche, die sich hauptsächlich mit trivialen Themen trivial auseinandersetzen, finden bei mir keinen Anklang. Nein, dieses hier ist eher eines aus der oberen Klasse. Aber mit diesem Frauenbuch habe ich trotzdem erstmal genug, bin ausreichend von den darin enthaltenen Frauenthemen gesättigt.

Eigentlich ist die Geschichte recht schnell erzählt, weshalb ich mich hier kurz halten werde. Annes Klappentext verrät zu viel über den Ausgang des Romans. Dies hat uns beiden die Spannung genommen, als Anne mir ihren Klappentext beschrieben hat, der anders ist als meiner, da sie nicht wissen konnte, dass ich eine andere Ausgabe besitze. Meine Ausgabe ist älter und vom Piperverlag, Annes vom btb-Verlag.

Zur Erinnerung gebe ich erneut den Klappentext rein:

Zitat:

"In jenem furchtbar heißen Sommer, als Mr. Robertson die Stadt verläßt, wird Amy erwachsen. Für sie ist plötzlich nichts mehr so, wie es einmal war – am wenigsten das Verhältnis zu Isabelle, ihrer verhaßten, gleichzeitig geliebten Mutter, die mit ihr zwar unter einem Dach, aber offensichtlich auf einem anderen Stern lebt."

Die Geschichte zwischen Amy und der Mutter Isabelle ist tatsächlich recht abgekühlt. Dadurch wirkt Amy recht schüchtern und distanziert. Auch in der Schule ist sie sehr zurückhaltend und ängstlich. Obwohl sie gute Zensuren hat, hat sie immer Angst zu versagen. Besonders vor ihrem neuen Mathematiklehrer namens Robertson.

Isabelle kommt mir arg spießig vor. Permanent reglementiert sie ihre Tochter. Sie ist alleinerziehend, gibt an, dass der Vater des Kindes gestorben sei, als Isabelle noch ein Säugling war. Sie wohnte damals noch bei ihrer Mutter, die beide das Kind großziehen wollten, da Isabelle noch sehr jung war, und sie auf die Universität wollte, um auf Lehramt zu studieren. Doch dann starb Isabelles Mutter ganz plötzlich, sodass Isabelle mit der Erziehung des Kindes alleine war und sich nicht mehr in der Lage sah, ihren Studien nachzugehen und verließ schließlich die Universität ohne Abschluss. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass Amy dies zu spüren bekommen hat, da Isabelle kaum berufliche Perspektiven hat, und arbeitet schließlich in einem Großraumbüro, in dem nur Frauen sitzen. In einem verglasten Extraraum sitzt der Chef in den mittleren Jahren, in den Isabelle sich verliebt hat, obwohl der Chef verheiratet ist und Kinder hat.

Da scheint sich zwischen Tochter und Mutter etwas zu wiederholen. Denn auch Amy begibt sich im Jugendalter unvorhergesehen in ein sexuelles Abenteuer. Amy ist 16 Jahre alt, als sie von ihrem neuen Lehrer Robertson sexuell verführt wird. Sie verliebt sich in ihn. Es kommt zu einem Höhepunkt, als dann der Lehrer Amy in seinem Auto bei vollem Tageslicht sexuell begehrt. Amy macht ihre ersten sexuellen Erfahrungen, die sie irritierte … Sie liegt mit freiem Oberkörper auf dem Sitz, Robertson saugt an ihren Brüsten, als er es schließlich schafft, dass Amy auch noch ihren Schlüpfer ohne große Überredungskünste runterstülpt, bis plötzlich ausgerechnet Isabelles Chef auftaucht, dem dieses fremde Auto unweit von Isabelles Haus auffällt und nach den rechten Dingen schaut. Isabelle und der Chef sind fast Nachbarn. Es ist also kein Zufall, dass gerade er sich in Amys Nähe begibt. Als der Chef die entkleidete Amy im Auto zu sehen bekommt, und den Mann, der sich an sie herangemacht hat, ist er mächtig schockiert … So begibt sich der Chef ins Büro und stellt Isabelle zur Rede. Er ist von Amy ziemlich angewidert.

Auch Isabelle ist entsetzt, es kommt zwischen der Tochter und der Mutter zum Eklat, und die Beziehung entzweit sich nun endgültig. Die Mutter wird Amy gegenüber sogar handgreiflich … Wie die Geschichte weiter geht, soll jeder selbst lesen.


Mein Fazit?

Mich hat dieser Lehrer total angewidert, der sich an das junge Mädchen vergriffen hat. Solche Lehrer sollte man aus der Schule nehmen. Viele Männer denken, dass 15/16-jährige Mädchen erwachsene Frauen sind, weil der Körper dieser Mädchen schon ausgereift zu sein scheint. Allerdings ist die Psyche eines jungen Menschen in diesem Alter keinesfalls schon ausgereift. Amy hat sich verführen lassen, und am Ende ist sie mit ihren Problemen von ihrer Mitwelt alleine gelassen worden. Wie sie, oder ob sie damit fertig wird, möchte ich gerne offen lassen.

Ein Frauenroman? Ich bin jetzt hier nicht auf alle Frauenthemen eingegangen. Sie zu lesen hat mir vollkommen ausgereicht, sodass ich keinerlei Bedürfnis verspüre, auch noch darüber zu schreiben.

Neben den Frauenthemen gibt es aber auch noch einen Mord an einem zwölfjährigen Mädchen. Ob Amy damit etwas zu tun hat oder nicht, auch dies lasse ich offen.

Das Buchcover ist mir ins Auge gestochen. Es passt gut zum Inhalt des Romans. Auch den Schreibstil, wie die Autorin ihre Fäden geknüpft hat, fand ich recht kreativ.