Rezension Rezension (5/5*) zu Amelie rennt von Natja Brunckhorst.

R. Bote

Autor
20. Dezember 2014
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rene-bote.jimdo.com
Sperrige Protagonistin - Hervorragendes Buch

Klappentext:
Amelie ist eine echte Großstadtgöre und das wohl sturste Mädchen der Welt. Sie lässt sich von niemandem etwas sagen, schon gar nicht von ihren Eltern. Und auch nicht von den Ärzten. Doch nach einem dramatischen Asthmaanfall muss sie in eine Klinik nach Südtirol. Genau das will Amelie nicht. Kurzentschlossen haut sie ab. Sie flüchtet in die Berge. Dort trifft sie den 15-jährigen Bart, der ungebeten ihr Begleiter wird und ihr Paroli bietet. Amelie muss feststellen, dass der Junge viel interessanter ist als anfangs gedacht. Für beide beginnt das Abenteuer ihres Lebens.

Die Autorin (Zusammenfassung des Autorenportraits im Buch/Wikipedia):
Natja Brunckhorst (*26. September 1966 in Berlin) ist vielen Kinogängern als Darstellerin der Titelfigur aus Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo bekannt. Seit Ende der neunziger Jahre ist sie außer als Schauspielerin auch als Produzentin und Drehbuchautorin tätig. In Amelie rennt verarbeitet sie zum Teil eigene Erfahrungen mit der Asthmaerkrankung ihrer Tochter.

Persönlicher Eindruck:
Der Roman basiert auf dem Drehbuch zum gleichnamigen Film. Vermutlich auch deshalb hat die Autorin für den Roman eine Erzählweise in der Gegenwartsform gewählt. Dabei gelingt es ihr überraschend gut, die Handlung des Films unverändert in den Roman zu überführen, ohne daraus eine Aneinanderreihung von Dialogen und Regieanweisungen zu machen, hinter der man immer noch überdeutlich das Drehbuch sieht.
Amelie ist eine schwierige Heldin, sie hat ihren eigenen Kopf und einen Weg, mit ihrer Krankheit umzugehen (eher: den Umgang zu vermeiden), der andere nicht selten vor den Kopf stößt. Während sie mit dem einheimischen Jungen Bart eine Wanderung unternimmt, die sie an ihre Grenzen bringt oder das, was sie bisher dafür gehalten hat, macht sie einen Prozess durch, der sie nicht wandelt, ihr aber das Selbstvertrauen gibt, sich ihre Schwächen einzugestehen und sich helfen zu lassen. In gewisser Weise ist die Geschichte ein Roadtrip ohne Road, der ernste, aber auch ungemein komische Momente hat; manchmal ist die Grenze schwer auszumachen.
Weil das meinen persönlichen Eindruck sicherlich beeinflusst, sei noch angemerkt, dass ich den Film gesehen habe, bevor ich das Buch gelesen habe. Außerdem kenne ich den Berg, an dem die meisten Bergszenen gefilmt wurden, ziemlich gut und hatte deshalb natürlich über die Filmbilder hinaus viele Vorlagen fürs Kopfkino.

Fazit:
Wer bereit ist, sich auf die Erzählweise und die sperrige Protagonistin einzulassen, wird mit einem spannenden, kurzweiligen und einfühlsamen Lesestoff belohnt.