"Over the top"-Roman
„Manchmal muss man die Unvernunft bis zum Ende treiben, um sich der Vernunft zu stellen.“ (S. 262)
Manchmal blendet man sich als Leser ja selber mit seinem „flüchtigen“ Blick auf Buchbeschreibung, Klappentext etcpp. und denkt sich „Och nee, das ist kein Buch für mich.“ Kurze Zeit später: die Leserunde zu dem Buch ist vorbei, die Rezensionen sind durch die Bank positiv. Wenn diese Reaktionen dann auch noch von Leuten stammen, deren Meinung man (in der Regel) vertrauen kann und die man im Lauf der Zeit zu schätzen gelernt hat, wirft man einen zweiten, diesmal intensiveren Blick auf den Inhalt, bringt es in Zusammenhang mit den Rezensionen und siehe da – das nächste „Ich mag keine …, aber das gefällt mir“-Buch landet auf der unendlich langen Liste der „Will ich lesen“-Bücher.
Und wenn es dann noch Menschen gibt, die einem Buchpakete schicken…
Okay, gemäß dem o. g. Zitat ist meine Unvernunft nun zu Ende. Ich habe mich meiner Vernunft gestellt und „Am Tag davor“ von Sorj Chalandon gelesen.
Tja, was soll ich sagen? Hätte ich es nicht gelesen, hätte ich einen heißen Anwärter auf den „Over the top 2019“-Titel verpasst. Definitiv. Und dieses (literarische) Jahr geizt weiß Gott nicht mit Highlights…
Sorj Chalandon hat sich einer (realen) Geschichte angenommen, die er mit fiktiven Elementen mischt, um (wie er in Interviews betont hat) den 42 Opfern des Grubenunglücks am 27. Dezember 1974 in der Zeche Saint-Amé in Liévin mit Respekt zu begegnen. Das ist ihm mit seinem Roman grandios gelungen. Alle „Kumpels“ werden am Ende des Buches namentlich erwähnt und gewürdigt.
Dieses reale Szenario ist aber nur der Aufhänger für die fiktive Geschichte um Michel Flavent, der 40 Jahre nach dem Tod seines Bruders Gerechtigkeit walten lassen will…Im zweiten Teil des Romans erfährt die geneigte Leserschaft dann (Kohle-)Schicht für (Kohle-)Schicht die ganze Wahrheit. Und plötzlich ist man mittendrin in einem Prozess, bei dem es um so viel mehr geht als um Gerechtigkeit, um Schuld und Sühne…
In einer beeindruckend präzisen und nie blumigen Sprache transportiert Sorj Chalandon mit einer Lore sämtliche Gefühlslagen seines Protagonisten und aller, die mit ihm zu tun haben, direkt ins Herz seiner Leserinnen und Leser und schafft es, einen atemlos lesen zu lassen, bis man das Buch nach der letzten Seite zuklappt.
Definitive Leseempfehlung!
„Manchmal muss man die Unvernunft bis zum Ende treiben, um sich der Vernunft zu stellen.“ (S. 262)
Manchmal blendet man sich als Leser ja selber mit seinem „flüchtigen“ Blick auf Buchbeschreibung, Klappentext etcpp. und denkt sich „Och nee, das ist kein Buch für mich.“ Kurze Zeit später: die Leserunde zu dem Buch ist vorbei, die Rezensionen sind durch die Bank positiv. Wenn diese Reaktionen dann auch noch von Leuten stammen, deren Meinung man (in der Regel) vertrauen kann und die man im Lauf der Zeit zu schätzen gelernt hat, wirft man einen zweiten, diesmal intensiveren Blick auf den Inhalt, bringt es in Zusammenhang mit den Rezensionen und siehe da – das nächste „Ich mag keine …, aber das gefällt mir“-Buch landet auf der unendlich langen Liste der „Will ich lesen“-Bücher.
Und wenn es dann noch Menschen gibt, die einem Buchpakete schicken…
Okay, gemäß dem o. g. Zitat ist meine Unvernunft nun zu Ende. Ich habe mich meiner Vernunft gestellt und „Am Tag davor“ von Sorj Chalandon gelesen.
Tja, was soll ich sagen? Hätte ich es nicht gelesen, hätte ich einen heißen Anwärter auf den „Over the top 2019“-Titel verpasst. Definitiv. Und dieses (literarische) Jahr geizt weiß Gott nicht mit Highlights…
Sorj Chalandon hat sich einer (realen) Geschichte angenommen, die er mit fiktiven Elementen mischt, um (wie er in Interviews betont hat) den 42 Opfern des Grubenunglücks am 27. Dezember 1974 in der Zeche Saint-Amé in Liévin mit Respekt zu begegnen. Das ist ihm mit seinem Roman grandios gelungen. Alle „Kumpels“ werden am Ende des Buches namentlich erwähnt und gewürdigt.
Dieses reale Szenario ist aber nur der Aufhänger für die fiktive Geschichte um Michel Flavent, der 40 Jahre nach dem Tod seines Bruders Gerechtigkeit walten lassen will…Im zweiten Teil des Romans erfährt die geneigte Leserschaft dann (Kohle-)Schicht für (Kohle-)Schicht die ganze Wahrheit. Und plötzlich ist man mittendrin in einem Prozess, bei dem es um so viel mehr geht als um Gerechtigkeit, um Schuld und Sühne…
In einer beeindruckend präzisen und nie blumigen Sprache transportiert Sorj Chalandon mit einer Lore sämtliche Gefühlslagen seines Protagonisten und aller, die mit ihm zu tun haben, direkt ins Herz seiner Leserinnen und Leser und schafft es, einen atemlos lesen zu lassen, bis man das Buch nach der letzten Seite zuklappt.
Definitive Leseempfehlung!