Rezension Rezension (5/5*) zu Am Strand von Ian McEwan.

kingofmusic

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30. Oktober 2018
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Buchinformationen und Rezensionen zu Am Strand von Ian McEwan
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Wenn aus falschen Vorstellungen Ehe wird


"Die Liebe ist ein seltsames Spiel..." - so sang schon Conny Francis 1964. Und etwa um diese Zeit (1962) hat Ian McEwan seinen Roman "Am Strand" angesiedelt. Es ist eine Zeit des (politischen) Umbruchs in England - Kolonien werden aufgelöst, es gibt Bestrebungen, der EU beizutreten (in Zeiten des Brexits so etwas zu lesen treibt einem irgendwie das gefrierende Grinsen ins Gesicht) und die Bevölkerung demonstriert gegen die Atombombe.

"Am Strand" ist jedoch kein politischer Roman, sondern (auf den ersten Blick) eine Liebesgeschichte. Wenn man jedoch die 207 Seiten zwischen den Buchdeckeln gelesen hat, lautet zumindest mein Urteil: kammerspielartiges Psychogramm zweier Menschen, die unter völlig falschen Vorstellungen von- und übereinander sich auf das "Abenteuer" Ehe einlassen und zum Schluss (wie soll es auch anders sein) grandios scheitern.

Wer Action sucht, wird hier nicht fündig. Wer aber wissen will, was Edward und Florence gemeinsam haben (oder auch nicht) und welchen denkwürdigen und (für damalige Verhältnisse) skandalösen Vorschlag Florence ihrem frisch angetrauten Ehemann macht, sollte diesen nachhallenden Roman lesen.

 

Literaturhexle

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kammerspielartiges Psychogramm zweier Menschen, die unter völlig falschen Vorstellungen von- und übereinander sich auf das "Abenteuer" Ehe einlassen und zum Schluss (wie soll es auch anders sein) grandios scheitern.
Das passt :)
Ich hatte bis zum Schluss gehofft, dass es doch noch was wird mit den beiden. Aber realistisch wäre das nicht gewesen.
 

kingofmusic

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Das passt :)
Ich hatte bis zum Schluss gehofft, dass es doch noch was wird mit den beiden. Aber realistisch wäre das nicht gewesen.
Danke dir, liebe @Literaturhexle . Ich denke auch, dass es nur dieses Ende geben konnte. Alles andere wäre inkonsequent gewesen :D.
Trotzdem finde ich es schade, dass es auf den letzten Seiten fast ausschließlich nur noch um Edwards Leben "danach" geht. Mich hätte schon interessiert, was aus Florence (abgesehen von dem Erfolg mit dem Quartett) geworden ist. Egal, das Buch ist topp und ich freue mich auf nächste Woche, wenn ich mit seinem neuen Roman anfangen kann. ;)
 

Literaturhexle

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Mich hätte schon interessiert, was aus Florence (abgesehen von dem Erfolg mit dem Quartett) geworden ist.
Das erging den Filmemachern wohl ähnlich: da hat Florence diesen Kollegen aus dem Quartett geheiratet und zwei Töchter bekommen. Edward arbeitet im Musikalien-/Schallplattenladen, wo eine Tochter kommt und Musik für ihre Mutter (Florence) kaufen will...
So sehen sie sich dann wieder:rolleyes:

An sich ist der Film gut gemacht. Er weicht eben nur wesentlich von der Vorlage ab, weil man die zentralen Gedanken der beiden nicht visualisieren kann.
 

kingofmusic

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Mh, soll ich mir den Film trotzdem angucken? :confused::D Aber ich finde auch, dass der Roman schwer zu verfilmen ist - eben aus den von dir genannten Gründen. Er arbeitet wahrscheinlich viel mit den Rückblenden, oder?
 

Literaturhexle

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Ich meine, der ganze Film ist eine Rückblende. Ich weiß jetzt nicht mehr, ob er in der Gegenwart des Erzählers auch begonnen hat, aber dort endet er. Der Hauptteil findet im Hotel und am Strand statt, fixiert sich aber zu sehr auf das Sexuelle durch tatsächliche Handlungen. Im Buch geht es ja mehr um Gedanken und Missverständnisse. Das habe ich vermisst dabei. Ohne Kenntnis des Buches würde man den Film mögen, nehme ich an.
Und ja: es gibt natürlich weitere Rückblenden: Treffen mit den Eltern und so. Sehr schön war der Umgang Florences mit Edwards verwirrter Mutter und Familie .
 
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kingofmusic

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Ich meine, der ganze Film ist eine Rückblende. Ich weiß jetzt nicht mehr, ob er in der Gegenwart des Erzählers auch begonnen hat, aber dort endet er. Der Hauptteil findet im Hotel und am Strand statt, fixiert sich aber zu sehr auf das Sexuelle durch tatsächliche Handlungen. Im Buch geht es ja mehr um Gedanken und Missverständnisse. Das habe ich vermisst dabei. Ohne Kenntnis des Buches würde man den Film mögen, nehme ich an.
Und ja: es gibt natürlich weitere Rückblenden: Treffen mit den Eltern und so. Sehr schön war der Umgang Florences mit Edwards verwirrter Mutter und Familie .
Danke für deine Einschätzung. Wenn er Mal im Fernsehen laufen sollte, werde ich bestimmt reinschauen oder ihn aufnehmen.