Rezension (5/5*) zu 1933 war ein schlimmes Jahr: Roman von John Fante.

anne_weiss

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29. Juni 2016
90
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Berlin
www.bonnerweiss.de
Buchinformationen und Rezensionen zu 1933 war ein schlimmes Jahr von John Fante
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Herzzerbrechend mit aller Komik und Schmerz der Jugend

John Fante ist eine Wiederentdeckung des Blumenbar-Verlags, und ich hatte mich gefragt, warum es gerade jetzt neu erscheint. Vielleicht, weil unsere Zeit so oft mit den Dreißigern verglichen wird? Oder einfach, weil der Autor ein literarisches Juwel ist? Wie auch immer, ich habe jede Seite genossen - in der großartigen Übersetzung von Alex Capus.

Erzählt ist die Geschichte aus der Perspektive des siebzehnjährigen Dominic Molise - stark autobiografisch - der in einer italienischen Familie in einer Kleinstadt am Fuß der Rocky Mountains lebt und davon träumt, ein großer Baseballstar zu werden.

Dieser Traum und die Liebe zur Schwester seines Freundes Kenny sind das Wichtigste in seinem Leben, das ansonsten von der Eintönigkeit und Tristesse seiner stark religiösen Familie bestimmt wird. Sein Vater will, dass er mit ins Maurerhandwerk einsteigt, seine Mutter ist die Unzufriedenheit in der Ehe deutlich anzusehen - sie leidet zwar still, aber sichtbar, sicher auch ein religiöses Motiv.

Dominic vertraut zwar nicht sich selbst, aber seinem linken Arm, den er nur Den Arm nennt, so als sei es Der Herr, also Gott. Kein Wunder, dass Fante seinem Helden den Namen Dominic gibt, bedeutet dieser doch "zum Herrn gehörend".

Die Geschichte entfaltet sich, eine unerfüllte Liebe bindet Dom noch an die Stadt, und als diese in einer Katastrophe endet, ist er frei, seine Fluchtpläne zu schmieden, um sich bei den Cubs als Nachwuchsspieler zu bewerben.

Sein Plan soll hier nicht verraten werden, aber so viel: Für Dominic beginnt und endet vieles. Ich fand das Ende großartig! Fante bietet alles auf, was ein Coming-of-Age zu bieten hat: Den rebellischen Jungen, den Familienzusammenhalt und die Familiengeschichte, die Abneigung gegen das simple Leben des Vaters wie auch seine Bewunderung dafür.

Das Ende kann einem das Herz brechen. Ich war betroffen von der Ausweglosigkeit der eigenen Wunscherfüllung des Helden. Darin steckt der Verrat an der Herkunft und die Liebe der Familie. der Drang, etwas aus sich zu machen, und die Vernunft, zu warten. Selbstvertrauen und Selbstzweifel in einem. In eins gefasst: Zukunft und Vergangenheit. Wow.

Das Nachwort von Capus fand ich ebenfalls sehr gut, hier scheint dann wieder dessen eigener Stil durch. Und er wählt die richtigen Fakten aus, die das Bild noch komplettieren. Bravo!