Rezension (4/5*) zu Wo die Wölfe sind: Roman von Charlotte McConaghy

otegami

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17. Dezember 2021
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Buchinformationen und Rezensionen zu Wo die Wölfe sind: Roman von Charlotte McConaghy
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‚Jedes Lebewesen weiß, was Liebe ist!‘

‚Mirror-Touch-Synästhesie bedeutet extremes Mitfühlen, also dass ein Mensch eine Berührung spürt, nachdem er beobachtet hat, dass ein anderer Mensch berührt wurde.

Bei Inti Flynn, unserer Protagonistin und Ich-Erzählerin, ist dieses Phänomen so stark ausgeprägt, dass sie auch wahrnimmt, wenn Tiere berührt werden oder noch schlimmeres mit ihnen passiert.

Als Wolfsbiologin hat sie die Aufgabe übernommen, in den schottischen Highlands wieder Wölfe anzusiedeln. Sie wohnt mit ihrer Schwester zusammen und als Leserin stellte ich mir dauernd die Frage, warum Aggie nicht spricht. Erzählt doch Inti von ihrem innigen Verhältnis zu ihrer Zwillings-Schwester und von ihrer gemeinsamen Jugend, geteilt zwischen den Zeiten bei ihrem Vater, dem früheren Holzfäller und begeisterten Naturforscher in Vancouver und den Zeiten bei ihrer Mutter, der knallharten Ermittlerin bei der Polizei in Sydney.

Hoch interessant fand ich die Informationen über die Wölfe: z.B. ‚Raubtiere, Beutegreifer, bringen ihr Leben damit zu, in Zeitlupe zu verhungern. Jede Jagd kann ihre letzte sein‘ oder ‚Wölfe fressen Weidetiere an sich nur ungern, sie bevorzugen Wildfleisch und erjagen es am liebsten selbst.‘ Der Gedanke durch die Wölfe das Gleichgewicht von Wäldern, Rotwild und Natur wiederherzustellen, fand ich nachvollziehbar und überzeugend.

Die Geschichte um Inti und Aggie selbst und ihrer beiden Traumata in Verbindung mit ihrem jetzigen Leben und ihren Problemen mit der Dorfgemeinschaft empfand ich jedoch als etwas zu dramatisch! Too much! (Weniger wäre für mich mehr gewesen!)

Versöhnt haben mich dann solche Sätze wie ‚Niemand kann Vertrauen erwidern, wenn man ihm keines schenkt.‘

Vier Sterne gebe ich für dieses interessante Buch mit den wunderschönen Tier- und Naturbeschreibungen!