Rezension (4/5*) zu Wie fließendes Wasser: Zen-Geschichten aus Korea erzählt von Zen-Meisterin Dae.

parden

Bekanntes Mitglied
13. April 2014
5.857
7.737
49
Niederrhein
www.litterae-artesque.blogspot.de
Leider konnten wir zu diesem Buch keine Daten ermitteln.
Ein kleiner Einblick in den Zen-Buddhismus...

Erzählt werden hier Geschichten aus der reichen buddhistischen Tradition Koreas. Auf den ersten Blick vermitteln diese Anekdoten, Tierfabeln und Berichte den Reiz einfacher, locker skizzierter Szenen. Doch jede Geschichte hat, vergleichbar unseren Märchen, eine psychologische Botschaft. Letztlich erschließen diese Geschichten die Inspiration und Weisheit der großen Zen-Meisterin Daehaeng Kunsunim. Jede Geschichte fokussiert in prägnanter Weise einen Grundaspekt menschlicher Existenz und offenbart die reiche Lebensweisheit der beeindruckenden buddhistischen Lehrerin.

Doch wer ist eigentlich Daehaeng Kunsunim? Ein paar Antworten gibt das Hörbuch nach der letzten Geschichte. Als ihre Familie durch die japanische Besetzung Koreas plötzlich bettelarm wurde, kamen bei der späteren Zen-Meisterin schon als Kind bedeutsame Fragen auf:


"Ich konnte nicht verstehen, dass es auf der Welt reiche und arme Menschen gibt. Meine eigene Lage war traurig genug, aber als ich bemerkte, dass viele andere ein genauso armseliges Leben wie ich führten, ließ mich dieser Gedanke nicht mehr los. Ich fragte mich, weshalb es mehr Arme, Hungernde und Kranke gibt als Reiche. Warum werden wir auf dieser Welt geboren und weinen oder lachen des Geldes wegen? Welchen Sinn hat das Leben, da wir doch unter Krankheiten leiden und sterben, wenn die Zeit gekommen ist? Diese Fragen nahmen mir den Lebensmut. Trotzdem fragte ich weiter: Wer hat mich in diese Lage gebracht? Wer hat mich geschaffen und so plötzlich bettelarm gemacht? Wäre es nicht besser, gar nicht geboren worden zu sein? Wer ist derjenige, der mich so geschaffen hat und nun hungern und leiden lässt?"


Schließlich ging Daehaeng Kunsunim in die Berge und blieb dort in strenger Askese für 12 Jahre, bis sie zu ihrem wahren Selbst fand. Als eine der wenigen Frauen wurde sie später zu den bedeutendsten buddhistischen Meistern ihrer Zeit gezählt und unterwies die Menschen, die sie schließlich aufsuchten, und half ihnen.

Gelesen wird das Hörbuch von Axel Wostry, der die eigentlichen Geschichten erzählt, und Julia Fischer, die etwas zur tieferen Bedeutung der einzelnen Erzählungen berichtet. Die Kombination von Text und Interpretation vertieft noch den Eindruck, den die einzelnen Geschichten hinterlassen. Angenehm zu hören, zum Denken anregend und ein angenehmer ersten Einblick in den Zen-Buddhismus.

Ein Blick über den Tellerrand, der mir gefallen hat!


© Parden