Selma, eine alte Westerwälderin, kann den Tod voraussehen. Immer, wenn ihr im Traum ein Okapi erscheint, stirbt am nächsten Tag jemand im Dorf. Unklar ist allerdings, wen es treffen wird. Davon, was die Bewohner in den folgenden Stunden fürchten, was sie blindlings wagen, gestehen oder verschwinden lassen, erzählt Mariana Leky in ihrem Roman.
›Was man von hier aus sehen kann‹ ist das Porträt eines Dorfes, in dem alles auf wundersame Weise zusammenhängt. Aber es ist vor allem ein Buch über die Liebe unter schwierigen Vorzeichen, Liebe, die scheinbar immer die ungünstigsten Bedingungen wählt. Für Luise zum Beispiel, Selmas Enkelin, gilt es viele tausend Kilometer zu überbrücken. Denn der Mann, den sie liebt, ist zum Buddhismus konvertiert und lebt in einem Kloster in Japan …Kaufen
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Provinz trifft hereingelassene Welt, so würde ich das Motto dieses Buches von Mariana Leky beschreiben. Wobei die Provinz (hier der Westerwald) stark angereichert ist mit Aberglauben und Typen, die Abgeschiedenheit und Traditionalismus sehr glaubwürdig verkörpern. Und doch steckt da die mehr oder weniger versteckte Sehnsucht nach der weiten Welt in allen diesen Menschen. Da ist der Vater der Ich-Erzählerin Louise, den es wirklich in diese weite Welt vertrieben hat; da ist ihre Mutter, die sich dem Charme der italienischen Eisdiele und ihrem Besitzer nicht entziehen kann; da ist Louise selber, die sich verliebt in einen japanischen Mönch, der Tausende von Kilometern entfernt lebt; da ist Frederik, den es nach Japan in ein buddhistisches Kloster verschlagen hat; da ist das Okapi, das wohl exotischste Tier, das vorstellbar ist, das die Geschicke im Dorf entscheidend mitzubestimmen scheint. Sie alle kreisen um Selma, Louises Großmutter. Die wohl einzige wirklich fest verwurzelte Figur in diesem Dorfleben. Das Buch begleitet diese Figuren über einen längeren Zeitraum (in Rückblicken von der Kindheit Louises bis zu Selmas Tod) in einem ruhigen, manchmal magisch angehauchten Duktus der Sprache und Handlungsführung.
Mein Fazit: das Buch schildert nicht nur die Provinz, es ist auch etwas provinziell, verleiht der Provinz aber auch einen menschlich tiefen Glanz, der dem Buch Tiefe und Bedeutung gibt. Ich habe es sehr gern gelesen und gebe ihm 4 Sterne.
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