Rezension (4/5*) zu Tristania von Marianna Kurtto

Sassenach123

Bekanntes Mitglied
27. Dezember 2015
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Überrascht durch seine Undurchsichtigkeit

Überrascht durch seine Undurchsichtigkeit

Die Insel Tristan da Cunha liefert die Vorlage zu dem Roman "Tristania" von Marianna Kurtto. Die Insel ist die entlegenste, bewohnte Insel, für ihre Bewohner ist das Leben dort sehr mühsam und teilweise recht trist. Doch die Menschen, die sich dazu entschlossen haben dort zu leben, arrangieren sich damit ihren Lebensunterhalt selbst zu erwirtschaften durch Fischfang und dem Handel mit Schiffen, die relativ selten dort in die Nähe kommen.

Die Anzahl der Charaktere ist überschaubar. Einen Zweig der Handlung stellt das Ehepaar Lars und Lise dar, mit dem gemeinsamen Sohn Jon. Lars verlässt die Insel als einziger zwischendurch für längere Zeit, was der kleinen Familie einige Vorzüge bringt, da er mit Dingen wiederkommt, die für die anderen Inselbewohner nicht zu haben sind.
Als Lars wegen einer anderen Frau auf dem Festland bleibt, bricht für den kleinen Jon, der sich eh schon sehr zurückzieht, ein Außenseiter, ein Träumer ist, eine Welt zusammen.

Der andere Strang der Geschichte erzählt von Martha. Ihr wird nachgesagt komisch zu sein. Martha, die jetzt als Lehrerin auf der Insel arbeitet. Sie ist nun mit Bert verheiratet, doch glücklich sind die beiden nicht, es gibt ein Ereignis, dass es Martha unmöglich macht, sie selbst zu sein. Die Kinderlosigkeit des Paares kommt erschwerend hinzu.


Als der Vulkan auf der Insel ausbricht, geschehen ein paar folgenschwere Dinge. Die Bewohner werden evakuiert, nur 2 Männer und ein Kind bleiben zurück, die näheren Umstände erwähne ich nicht, da der Reiz der Handlung erhalten bleiben soll.
Der Leser bekommt zum Ende einige Informationen mit denen er nicht gerechnet hat. Diese überraschende Wendung stellte alles bisher gelesene auf den Kopf. Während des Lesens habe ich mir mühsam ein Bild von den Charakteren gemacht, war teilweise entsetzt, zu welchen Handlungen sie fähig sind. Der Kniff, dies am Ende als nichtig hinzustellen, ist für mich das Highlight an diesem Roman gewesen.


Die Erzählweise der Autorin war stellenweise ein wenig verwirrend für mich. Es wurde mir nicht immer direkt klar, was mit den Figuren geschieht. Einige Passagen musste ich mehrfach lesen, um wirklich alles herausfiltern zu können, was wichtig zu sein scheint. Doch trotz dieser Wirrrungen war ich neugierig auf die Zusammenhänge, die Bekenntnisse die hinter allem steckten. Kurtto zeichnet das Bild einer Handvoll Leute, deren Sehnsüchte und Probleme eng mit der Insel verbunden sind auf der sie leben. Ein leiser, Roman, der auf den wenigen Seiten dennoch viel zu erzählen hat.