Rezension (4/5*) zu Tiger: Roman von Polly Clark

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Gelöschtes Mitglied 2403

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Tiger

Polly Clark ist mit diesem Buch ein großer Wurf gelungen. Unheimlich spannend spinnt sie eine Geschichte um den Tiger, eine wunderschöne Großkatze, einen König, einen Jäger. Und vergisst dabei auch den anderen Jäger der Erde nicht, den Menschen. Sie vergleicht, stellt einen Zusammenhang her und sie macht das ungeheuer geschickt. Schon im Aufbau des Buches stellt sich das heraus. Vier Teile bilden diesen Roman. Von Teil 1 bis 3 befasst sich das Buch erst einmal mit verschiedenen Personen in verschiedenen Gebieten, erst im vierten Teil treffen die Personen aufeinander und Polly Clark stellt einen Zusammenhang her.

Das Tier im Zoo wird behandelt, etwas was von vielen Menschen abwertend betrachtet wird. Aber mal ganz ehrlich, wie soll denn die Arterhaltung anders funktionieren? Wir in Europa haben gut reden. Unsere gefährlichen Tiere wurden fast vollkommen dezimiert. Die Natur wurde vom Menschen bezwungen, zumindest glaubten dies manche Europäer, manche westlich erzogene Menschen. Die jetzige Zeit lehrt uns Besseres, lehrt uns unsere Vermessenheit. Zumindest belehrt sie die Menschen, die noch lernen wollen. Zurück zum Thema, Tiere, Jäger. Ich möchte mal manch einen Kritiker der Zoos erleben, wenn er Nachbar von Tiger, Löwe, Leopard, Eisbär, und Grizzly wäre. Würden dann immer noch diese leeren Sprechblasen aus deren Mündern kommen? Nationalparks sind ein interessantes Thema, klar. Aber mit einem funktionierenden Sicherheitskonzept! Und hier fangen die Probleme an! Wer weiß, was hier die Zukunft bringen wird? Denn die titelgebenden Tiere und einige andere möchten wohl viele Menschen nicht missen! Was mich auf deren Jagd bringt. Wie kommt dies? Wie ist dies möglich? Auch hier kommt wieder das Thema Bildung zum Vorschein. Die traditionelle chinesische Medizin hört man immer wieder. Und das Thema männliche Potenz. ... Chinesische Medizin ist ebenso verantwortlich für die Akupunktur und eine ganzheitliche Betrachtung des menschlichen Körpers, chinesische Medizin ist also nicht unbedingt negativ zu bewerten. Vielleicht also eher das Thema männliche Potenz! Bildung und Aufklärung und eine Veränderung gewisser Machtbereiche in China könnten also ein Allheilmittel sein. Aber wer kann dies schaffen?

Dann kommen noch die Udehe zur Vorschein, ein tungusisches Volk am Amur. Ein Volk, welches den Tiger als heilig erklärte, eigentlich kein wunder, wenn man diese majestätische Katze betrachtet! Aber dies trifft wieder alle Katzen! Gut, ich oute mich gerade als Katzenfan! Aber zurück zu den Udehe, ein Jägervolk, welches den Jäger verehrt, aber von einem anderen Jäger unterworfen wurde, den Russen. Wie die Russen auch alle anderen sibirischen Jägervölker unterwarfen! Ein weiterer Jäger, der Russe, der Mensch. Kulturvölker, die auch die Natur unterwerfen und mit ihr ihre Tiere und Menschen, glauben sie zumindest.

Dieses Buch fasst diese ganzen Thematiken zu einem wunderbaren Roman zusammen, der mich thematisch anzündet, es aber stilistisch nicht vollkommen schafft. "Tiger" erhält 4 wohlverdiente Sterne, doch der Weg zum fünften Stern ist sehr kurz! Und ich kann nur wieder rufen, unbedingt Lesen!!!