Rezension (4/5*) zu Tausend Kraniche von Julia Lalena Stöcken

parden

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13. April 2014
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Niederrhein
www.litterae-artesque.blogspot.de
Vom Wesen des Wünschens...

Tausend Kraniche muss er falten, damit sich sein Wunsch erfüllt – ein Wunsch, der sein ganzes Leben verändern wird. Egal ob Freundschaft oder Liebesbeziehung - jeder Mensch ist schon einmal an den Punkt gelangt, wo er erkennen muss, dass der andere nicht dasselbe Ziel vor Augen hat - und das kann durchaus bitter sein.

Ein stiller See, eine idyllische Landschaft, Einsamkeit. Jeden Tag begibt sich ein junger Mann dorthin und betrachtet einen Kranich, der ihm zuzuhören scheint. Dabei faltet der Mann aus Papier nach und nach tausend Kraniche, damit sein sehnlichster Wunsch in Erfüllung geht. Und dann?

Hoffen, Glück und Enttäuschung birgt das Wesen des Wünschens, und diese märchenhafte Parabel bringt dem Leser diese Aspekte nahe. Leise, melancholisch und bildhaft ist der Schreibstil, Metaphern sorgen für eine tiefere Ebene der Erzählung. Das Ende ist überraschend - und passend zur Parabel auch lehrreich.

Überrascht hat mich, dass die Autorin am Ende noch einmal eine Erklärung der immanenten Botschaft angehangen hat, was ich persönlich für überflüssig halte. Aber vielleicht, für schnelle und oberflächliche Leser? Wer weiß...

Ein angenehm zu lesender Booksnack, der mir gut gefallen hat...


© Parden