Rezension Rezension (4/5*) zu Summ, wenn du das Lied nicht kennst: Roman von Bianca Marais.

Bibliomarie

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10. September 2015
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Anrührend

Johannesburg 1976, eine unruhige Zeit: die Apartheid steht für Unterdrückung der farbigen Bevölkerung. Aber es rumort immer mehr. Die jungen Südafrikaner wollen nicht länger das Regime hinnehmen, die Aufstände in Townships nehmen zu und Soweto wird das Sinnbild für die Unruhen werden.
Robin wächst mit ihren Eltern in Wohlstand auf, sie gehören zur englischsprachigen weißen Bevölkerung, das schwarze Hausmädchen Mabel ist ihre Bezugsperson und Vertraute. Robin wird aus jäh aus ihrer Welt gerissen, als die Eltern bei einem Aufstand ums Leben kommen und automatisch das Hausmädchen mitbeschuldigt und in der Haft gefoltert wird. Die Tante Edith nimmt Robin auf, kann sich aber nicht um ihre kindlichen Nöte kümmern und ist mit dem traumatisierten Mädchen völlig überfordert.
Beauty Mbali hat ihr Homeland verlassen um ihre 17jährige Tochter Nomsa zu suchen. Sie gehört zu den Schülern, die Demonstrationen gegen Unterdrückung und Ungerechtigkeit organisieren. Nomsa ist in Gefahr und ihre Mutter verzweifelt. Hilfe erfährt sie von Maggie, einer weißen Gegnerin der Apartheid. Sie vermittelt Beauty eine Stelle als Hausmädchen bei Edith, denn ohne Arbeit darf sich keine schwarze Frau außerhalb der Townships aufhalten. So treffen Robin und Beauty in ihrem Schmerz aufeinander.

Die Schüleraufstände von Soweto markieren den Anfang vom Ende der Apartheid. Die Weltöffentlichkeit schaut auf die sinnlose Gewalt gegen Jugendliche. Diese aufgeheizte Zeit ist der Hintergrund für den Roman „Summ, wenn du das Lied nicht kennst“. Mit diesem Roman lässt mich die Autorin an dieser zeitgeschichtlichen Begebenheit teilnehmen und ruft sie mir, jenseits der wenigen Schlagzeilen, die mir noch in Erinnerung sind, ins Bewusstsein zurück. In dem sie zwei Protagonisten in den Mittelpunkt rückt, die jeweils für eine Seite stehen und sie zueinander finden lässt, wird die Sinnlosigkeit der Apartheid noch deutlicher. Der Roman ist sehr bildhaft geschrieben, die lebendige Sprache zieht mich unmittelbar ins Geschehen. Den Emotionen kann ich mich nicht entziehen. Das liegt auch an Erzählweise, die abwechselnd Robin und Beauty zu Wort kommen lässt und ihre Ängste und Hoffnungen thematisiert.

Es gibt Bücher, die ziehen mich gleich nach einigen Seiten völlig in den Bann und lassen mich in die Welt der Protagonisten abtauchen. „Summ, wenn du das Lied nicht kennst“ ist genau so ein Buch. Ein sehr trauriger und anrührender Roman, der Zeitgeschichte lebendig macht, in dem er die Auswirkungen auf die Menschen zeigt, ganz unabhängig von den politischen Hintergründen.