Rezension Rezension (4/5*) zu Stern des Nordens von D.B. John.

KaratekaDD

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13. April 2014
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Neustrelitz
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Buchinformationen und Rezensionen zu Stern des Nordens von D.B. John
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In ein dunkles Land

Am 19. Dezember 1911 meldet die nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA, dass der „Geliebte Führer“, der Vorsitzende der nationalen Verteidigungskommission der koreanischen demokratischen Volksrepublik, während einer dienstlichen Zugfahrt am 17, Dezember an einem Herzinfarkt verstorben ist.

Den Zug nannte man „Stern des Nordens“. Nach ihm ist der Roman benannt und nach der Geschichte des Romans wusst ein hoher CIA-Beamter lange vor der Nachrichtenagentur vom Tode des Diktators.

* * *
Vor 12 Jahren verlor Jenna Williams ihre Zwillingsschwester an einem Strand in Südkorea. Die unzertrennlichen Schwestern sind die Töchter eines afroamerikanischen Soldaten, ihre Mutter ist gebürtige Koreanerin. Jenna glaubt nicht an den Tod der Schwester und beginnt zu ermitteln. Daran hat auch die CIA Interesse...

In der nordkoreanischen Provinz kämpft die Bäuerin Moon um das tägliche Überleben. Die durchsetzungsstarke, matronenhafte und furchlose Frau findet einen Ballon aus dem Süden, in diesem sind u.a. Kekse. Mit Schokolade. Die verkauft sie nahe der chinesischen Grenze. Sie wehrt sich gegen die Verhaftung einer anderen Frau auf dem Markt – die Bestechung der Bowibu (MfS) misslingt – der Anfang vom Ende – fast...

In Phöngjang bereitet sich Oberstleutnant Cho im Außenministerium auf eine Auslandsmission vor. Er soll von den USA Hilfslieferungen und Devisen erpressen. In New York lernt er Marianne Lee kennen. Eine Afroamerikanerin mit koreanischen Zügen...
Außerdem hat der einem Botschaftsangehörigen ein Päckchen übergeben, dessen Inhalt zur Verhaftung des Diplomanten führt...

Mit großem Lob kommt Oberst Cho zurück, derweil über seinem Bruder ein Damoklesschwert schwebt, denn der soll der Stabschef des Thronfolgers Kim Yong Un werden. Dies bedeutet eine Überprüfung des Stammbaums der vermeintlichen Waisen, die von einem linientreuen Paar aufgezogen wurden. Dies würde nicht nur die Karrieren hemmen, sondern auch Frau und Sohn Chos gefährden...

* * *

Dies ist der Plot des Romans. Geschichten, Romane aus dem dunklen Norden der korenaischen Halbinsel mit Grenzen zu Russland und China sind selten. Nachrichten auch. Von sich reden machen die beiden letzten Kims eher mit Raketenstarts und entsprechenden Drohungen. Hat Nordkorea trotz seiner bitter armen Bevölkerung tatsächlich Nuklearwaffen? Selbst der große Bruder China sieht skeptisch auf den südlichen Nachbarn. Der Norden der Halbinsel ist im wahrsten Sinne des Wortes Dunkel, nur die Hauptstadt Phöngjang "glimmt" einsam auf dem Satelliten-Foto in der Collage. Vieles ist für unsereins kaum zu glauben.

Die Schilderungen der Zustände in den Gefangenen- und Arbeitslager führen nun dazu, dass die Rubrik "gegen das Vergessen" verwendet werden muss.

Dies hat den in Wales geborenen Autoren, D.B. John, der lange in Südkorea gelebt hat dazu gebracht, eine Reihe von Erläuterungen auch ein Glossar dem Buch anzufügen.

Zum Beispiel davon, dass Nordkorea aus allen möglichen Ländern Kinder und Jugendliche entführten um diese zu Agenten umzuerziehen, sonderlich erfolgreich sollen sie nicht gewesen sein. Das sogenannte „Samenkornprogramm“ entsendete junge Agentinnen in westliche Länder mit dem Ziel, sich schwängern zu lassen. Auch über die rückwirkende Sippenhaftung berichtet D.B. John.

D.B. John gehört zu den wenigen Leuten, die Nordkorea besuchen konnten, im Anhang erzählt er davon. Die Reise fand vier Monate nach dem Tod des „Geliebten Führers“ statt, John sah zuvor die tausende und abertausende Menschen, die selber wussten, dass jetzt Tränen und Klagen an der Tagesordnung waren, im Fernsehen. Einen weiteren Einblick hinter die Fassade der Diktatur der Kim-Dynastie erhielt er bei der Arbeit als Ko-Autor an der Biografie von Hyeonseo Lee, „Schwarze Magnolie: Wie ich aus Nordkorea entkam“. Ohne diese Erkenntnisse wäre ein Roman wie dieser kaum möglich gewesen.

Die Handlung war äußerst spannend, ständig wechselte in einem wichtigen Moment die Handlung zwischen Jenna Williams, Moon und Cho. Notwendige Erläuterungen gerieten nie in unangenehme Längen. Es war mal wieder ein Roman, der zu längerem nächtlichen Lesen führte. Trotzdem fand ich den Roman wegen der kaum vorstellbaren Begebenheiten erst nach dem Lesen des Anhangs für echt gelungen.

© Bücherjunge alias KaratekaDD


 

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