Rezension (4/5*) zu Simón: Roman von Miqui Otero

Sassenach123

Bekanntes Mitglied
27. Dezember 2015
4.355
10.667
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Buchinformationen und Rezensionen zu Simón: Roman von Miqui Otero
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Simon sagt……

Simon sagt

Vorweg möchte ich erwähnen, dass ich lange überlegt habe, wie ich diesen Roman am ehesten einordnen kann. Ist es ein Buch über einen Jungen, der zu seinem älteren Cousin aufblickt, oder eher ein Roman der eine Hommage an Bücher und deren Helden darstellen soll? Wäre es möglich, dass der Autor, wie angepriesen, der Stadt Barcelona Tribut zollen möchte? Ich persönlich denke, dass er hier von allem etwas vereint hat. Ein Kompendium an vielen unterschiedlichen Eindrücken prasselt auf den Leser, er muss allerdings die Aufgabe bewältigen und sich zwischen all dem zurecht finden. Einiges wirkt wirr und konfus, der rote Faden ist eher locker gesponnen, aber es lohnt sich am Ende Simon kennengelernt zu haben.

Als Simon sich mit 8 Jahren bewusst wird, dass sein Cousin Rico, den er als Bruder sieht, nicht wieder kommen wird, bricht eine Welt für ihn zusammen. Er versucht weiterhin in Büchern zu versinken, wie er es von Rico gelernt hat. Er sucht weiter nach den versteckten Hinweisen, die ihm sein Cousin immer in Büchern, bevorzugt vom Flohmarkt, denn Geld hatten die beiden Familien nicht, zu entdecken. Später macht er sich mit Estella auf die Suche nach ihm, die beiden haben sich gefunden, tun sich zusammen und werden gute Freunde. Sie stammen aus dem gleichen Viertel, sind beide Außenseiter, und der Vater von Estella ein guter Kunde in der Kneipe von Simons Eltern.
Eine Kneipe ist kein guter Ort für ein Kind, denkt man als erstes wenn man so etwas liest, doch in Simons Fall ist sie tatsächlich ein zu Hause. Ein Ort, wo er kochen darf, er liebt es zu experimentieren, ein Ort wo man ihn, den kleinen Jungen wertschätzt.
Der ältere Simon denkt immer noch oft an Rico. Der Hinweis von damals " Es ist in den Büchern" verhalf ihm zu etwas Geld, welches ihm den Weg in eine renommierte Kochschule ebnet. Er lernt neue Leute kennen, doch es läuft nicht immer alles wie man es sich im Leben vorstellt.

Als Rico wieder auftaucht, nach vielen Jahren, wird natürlich erstmal alles noch komplizierter. Rico ist ein zerrissener Charakter, er konnte mich aus verschiedenen Gründen nicht überzeugen. Doch um das Verhältnis Simon/Rico interessant zu machen, ist es sicher gut, dass man in Rico einen eigenwilligen Charakter hat.

Der Autor zeigt dem Leser durch Simons Reisen viele aufregende Dinge und Situationen, es wird nie langweilig. Allerdings sollte man nicht damit rechnen, dass alles rational erklärbar ist, da Simon sich ab und an in Träumerein vergeht. Als roter Faden ist im Grunde nur der Konflikt zwischen den beiden Cousins zu nennen, der mal mehr mal weniger im Mittelpunkt steht. Man merkt, dass Miqui Otero Simon mag, er will seinen persönlichen Helden unbeschadet durch die Handlung bringen, und dies ist ihm gelungen.


 

Sassenach123

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Haha, Träumereien. Die mochte ich nicht. Deine Rezension dagegen sehr. Du fasst das alles wunderbar und sogar kurz zusammen. Kurz fällt mir immer schwer, darum honoriere ich die, die es können!
Danke, meist tue ich mich mit Rezensionen eher schwer. Erst recht, wenn ich meine mit euren vergleiche, doch hier flutschte es :think
 

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