Ein Vater unterwegs mit seinem Sohn. Ihre Reise führt zurück in das Hügelland, aus dem der Vater stammt, zu den Schauplätzen seiner Kindheit. Da ist das Geburtshaus, dort die elterliche Hochzeitskirche, hier der Friedhof, auf dem der Freund Frieder begraben liegt. Ständiger Reisebegleiter ist das Schicksal der männlichen Vorfahren, die sich allesamt das Leben nahmen: "Urgroßvater, Großvater, Vater. Ertränkt, erschossen, erhängt." Der Vater muss erkennen, dass sein Wegzug, seine Bildung und sein Aufstieg keine Erlösung gebracht haben.
Vielleicht helfen die Rückkehr und das Erinnern. Doch warum bringt er seinen Jungen in Gefahr? Warum hat er keine Antwort auf dessen bange Frage: "Um was geht es?" Er weiß nur: Wer zurückfährt, muss alle Kurven noch einmal nehmen. Wenn er der dunklen Tradition ein Ende setzen will.Kaufen
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„Um was geht es?“ Diese Frage, die sich wie ein roter Faden durch „Serpentinen“ von Bov Bjerg zieht, habe ich mir genauso oft gestellt, wie sie im Buche steht *g*.
Und ich bin mir auch nicht sicher, ob ich sie jetzt – nach Beendigung der Lektüre und beim Verfassen dieser Rezension – kompetent und richtig beantworten kann. Dafür hat mich das Buch zu sehr mitgerissen (auf der einen Seite) und verwirrt (auf der anderen Seite). Aber die Frage ist ja: will ich das überhaupt? Jeder setzt schließlich andere Prioritäten. Wir können zwar alle dasselbe Buch lesen, aber jeder wird für sich die Geschichte anders lesen.
Ich habe es so gelesen: Es ist eine Vater-/Sohn-Reise. Es ist eine Reise in die Vergangenheit. Es ist eine Reise durch die dunklen Gedanken des Vaters, der eine „Tradition“ seiner Familie unterbrechen will, nämlich die der Selbsttötung (Vater, Großvater, Urgroßvater).
Kurvig wie eine Serpentinenstraße verfolgen die Leserinnen und Leser dem Erzähler durch sein Leben. Dabei befindet man sich mal am Anfang, mal am Ende der Straße ohne direkt zu wissen, wo oben und unten ist. Soweit so unklar? *g* Genauso ging es mir während der Lektüre.
Die Gedanken und Zeiten springen munter hin und her, so dass einem schon mal schwindelig werden kann ob der Detailfülle auf der einen und dem Nichtgesagten auf der anderen Seite. Und doch kann man sich dem Fahrtwind die Serpentinen rauf und runter nicht entziehen, wird um eine Kurve nach der anderen geschleudert, obwohl man angeschnallt ist und die Geschwindigkeit durch eigene Gedanken(pausen) drosseln kann – und sollte.
Denn der Autor fordert seine Leserinnen und Leser heraus – nachzudenken, was war, was ist, was ist „vererbt“, was kann ich oder was lässt sich überhaupt ändern…
Das Buch hallt nach. Definitiv. Und ich bin noch nicht am Ende meiner „Serpentinen“ sprich meiner Gedanken zu dieser Geschichte. Darum zücke ich auch noch nicht die Höchstnote, aber wie ein Auto vier Reifen hat, ziehe ich 4* und spreche eine klare Leseempfehlung aus für alle, die es auch mal experimentell und kurvig mögen.
©kingofmusic
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