Rezension Rezension (4/5*) zu Schweigegelübde von Barbara Bierach

Bibliomarie

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10. September 2015
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Buchinformationen und Rezensionen zu Schweigegelübde von Barbara Bierach
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Todesengel

Die Irin Emma Vaughan ist in den USA aufgewachsen, arbeitet nun schon seit Jahren bei der Polizei in Sligo. Sie hat es nicht leicht in der männerdominierten Gesellschaft. Von ihrem Mann hat sie sich getrennt, seine Gewaltausbrüche und seine Schläge hat sie nicht länger hinnehmen wollen. Nun ist ihr Ex als IRA Terrorist angeklagt und nur um ihrem Sohn sein Vaterbild zu erhalten, engagiert sie einen teuren Anwalt zu seiner Verteidigung.

Auch beruflich läuft es nicht rund. Erst kürzlich wurde sie aus der Mordkommission zum Abteilung Häusliche Gewalt versetzt, eine deutliche Degradierung für sie und ein Hinweis ihrer Vorgesetzten endlich ihre Tablettensucht in Griff zu bekommen. Nach einem Unfall leidet sie unter Dauerschmerzen und der Griff zu Opiaten ist viel zu selbstverständlich für sie geworden. Kurz, Emma hat mehr Probleme als sie bewältigen kann. In der Klinik von Sligo, die sie eigentlich aufsuchte, weil sie zu einem Drogenscreening verdonnert wurde, wird sie von Stationsarzt auf einen unerklärlichen Anstieg von Todesfällen angesprochen. Patienten, die auf dem Weg der Besserung waren, verstarben plötzlich an Herzversagen. Der Arzt ist nicht nur der Ehemann ihrer Freundin, er hat ihr schon das eine oder andere Rezept für ihre Opiate ausgestellt und erhofft sich im Gegenzug unauffällige Ermittlungen.
Damit ist Emma wieder beruflich gefordert, ein Todesengel in einem Krankenhaus – ein Fall, der schnell auch für Wirbel in der Presse sorgt.

Der Krimi spielt im Jahre 2005, der Konflikt zwischen Katholiken und Protestanten ist noch sehr gegenwärtig. Die Machenschaften der katholischen Kirche und ihrer gefürchteten Kinderheime sind grade ans Licht gekommen und auch die Auseinandersetzung mit IRA ist noch Alltag. All diese irischen Konflikte vereinen sich in diesem Krimi und sorgen für einen spannenden, auch gesellschaftlich relevanten Hintergrund. Emma ist als sympathische Frau geschildert, die trotz ihrer persönlichen und beruflichen Überlastung sich ihre Empathie bewahrt hat.

Obwohl ich schon sehr früh einen Täter für die Krankenhausmorde im Blick hatte und ich Handlung auch etwas vorhersehbar fand, hat mich dieser Irlandkrimi gefesselt. Es liegt sicher daran, dass es der Autorin gelungen ist, den zeitgeschichtlichen Hintergrund perfekt in den Krimi einzubauen und damit die ganz besondere Atmosphäre Irlands einzufangen. Die Autorin hat einen sehr flüssigen, bildhaften Erzählstil, der mir ganz gut gefallen hat. Durch die Rückblicke, die immer wieder auf den Vorgängerband verweisen, kann man der Handlung gut folgen, auch ohne das erste Buch zu kennen.
Der Hauptfigur Emma stehe ich etwas gespalten gegenüber. Obwohl sie mir als Figur nicht unsympathisch ist, sind mir ihre Handlungsweisen manchmal nicht nachvollziehbar.

Insgesamt ein spannender Krimi, der mich gut unterhalten hat.


 

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