Am Tag vor Heiligabend fährt Esther in den Wald zum Haus ihrer Schwester, um ihr ein Geschenk und eine Flasche Wein zu bringen. Ein Schneesturm setzt ein. Das Geschenk wird nicht geöffnet. Der Wein schon. Dinge werden gesagt, die besser ungesagt blieben. Und Taten werden begangen, die nie mehr rückgängig gemacht werden können.
Eigentlich muss Esther ihr Weihnachtsfest mit Ehemann und Kindern in der Stadt vorbereiten: einkaufen, Tanne besorgen – es wäre genug zu tun. Doch ihre Schwester Sue, die seit ihrer Scheidung völlig allein in einem riesigen Haus tief im Wald lebt, geht ihr nicht aus dem Kopf. Und so setzt sie sich ins Auto und fährt los. Aber nur um nachzusehen, ob alles in Ordnung ist und ob Sue zumindest ihre Tabletten nimmt. In die Stadt einladen kann sie sie nicht. Denn was, wenn sie wieder durchdreht – wie letztes Jahr? Am Haus im Wald angekommen, stellt Esther fest, dass Sue sie loswerden will. Was hat sie zu verbergen? Ein Schneesturm setzt ein. Zum ersten Mal seit ihrer Kindheit kommen die Schwestern ins Gespräch, und kein Stein bleibt auf dem anderen – bis eine der beiden zum Messer greift. Während der Schnee alles verdeckt und jedes Geräusch erstickt ...Kaufen
Kaufen >
Esther und Sue sind Schwestern. Esther ist mit Martin verheiratet. Sue ist geschieden. Esther lebt mit Mann und Kindern in der Stadt. Sue lebt sehr zurückgezogen in einem großen Haus im Wald. Weihnachten steht vor der Tür. Esther besucht Sue. Sue will ihre Ruhe. Voriges Jahr eskalierte die Situation zu Weihnachten. Und diesmal?
Judith Merchant lässt in ihrem psychologischem Spannungsroman „Schweig!“ zwei Schwestern gegeneinander antreten. Die Handlung braucht nur sehr wenige Schauplätze, das meiste spielt sich in und rund um Sues Haus ab.
Die Erzählperspektive zwischen Esther und Sue wechselt, oft schon nach einigen Seiten. Wir bekommen unterschiedliche Wahrnehmungen präsentiert. Können, dürfen nicht für bare Münze halten, was sich die Schwestern gegenseitig auftischen. Wie bei einem Ping Pong spiel erfolgt der Schlagabtausch. Beide Frauen beherrschen das Spiel. Die Leserin entscheidet mehrfach um, zu welchem Team sie gehören möchte. Gelegentlich erfahren wir auch über Martins Sicht der Dinge. Ja, manche Geschichte hat mehr als nur zwei Seiten.
Es sind jahrelange Kränkungen und unschöne Erinnerungen, die bis in die Kindheit der beiden Schwestern reichen, an denen sich Esther und Sue aufreiben. Mittendrin in dieser Spirale an Demütigungen, Kontrolle, Lügen und gegenseitigen Verletzungen scheint den Damen gelegentlich die Luft auszugehen. Dann wird es redundant. Doch nach einer Erholungspause erleben wir schließlich ein Finale, das nochmal einige Überraschungen bietet.
Ein schräges Kammerspiel, sehr unzuverlässige Erzählstimmen, eine böse Geschichte, mit einem Bonus zum Schluss. Beste Unterhaltung!
Lesern von "SCHWEIG!: Thriller" gefiel auch...
Der schwarzzüngige Dieb
von: Christopher Buehlman
Waldeskälte: Thriller
von: Martin Krüger
SCHWEIG!: Thriller
von: Judith Merchant