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Gelöschtes Mitglied 7863
Gast
Wie viel Aufbruch ist möglich? Wie frei darf sie sein?
Im Sommer 1968 kehrt Aïcha Belhaj nach vier Jahren Medizinstudium in Straßburg nach Marokko zurück. In Frankreich gehen die Studenten auf die Straße, von den Barrikaden tönt der Ruf nach gesellschaftlicher Veränderung. Doch in ihrer Heimat trifft die angehende Ärztin auf eine erstarrte Welt. Die Farm von Aïchas Vater floriert zwar, die Familie allerdings ist zerrissen. Ihr Bruder Selim verschwindet in einer Hippiekommune an der Küste und versinkt im psychodelischen Drogenrausch. Wie soll Aïcha sich behaupten in einem Land, in dem bisher nur Männer Ärzte sind und das von einem autoritären König regiert wird? Am Abend der Mondlandung begegnet sie in einer Strandbar bei Casablanca einem Wirtschaftsstudenten, den alle nur »Karl Marx« nennen. Er ist Teil einer intellektuellen Jugend, die das Land erneuern möchte. Kann Aïcha mit ihm ihren Traum von einem unabhängigen Leben verwirklichen?Kaufen
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Das Buch hat mir einen Stern weniger gefallen als der erste Band, es fühlte sich bruchstückhafter an, mehr wie eine Ansammlung von Anekdoten. Gegen Ende beispielsweise spult Slimani in einem kurzen Kapitel plötzlich dreißig Jahre vor, in die Gegenwart, und beschreibt Mehdis Gedanken im Gefängnis.
Über die Geschichte Marokkos und die französischen Kolonialherren erfahren wir viel, auch über das Familienleben von Mathilde und Amine, sonst konzentriert sich Slimani in diesem Band mehr auf die jüngere Generation, die Figuren sind ihren eigenen Eltern nachempfunden.
Schlüsselszene bei der Hochzeit von Aïcha und Mehdi:
Mathilde wird sich bewusst, dass Amine sein ganzes Leben lang Angst haben würde, dass man ihm sein Erarbeitetes wieder wegnimmt, dass nicht der Weg das Ziel ist, sondern dass vielmehr das Erreichte ihn verändern würde. Im Kampf ums Überleben fühlte er sich stark, im Erfolg verängstigt, ja verweichlicht.
Und zum Schluss, als sie die Nachricht erhalten, dass ihre erste Enkeltochter gerade auf die Welt gekommen ist, tanzen Amine und Mathilde auf dem Hof ganz behutsam vor sich hin.